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News
14.03.2009, 19:37
Las Vegas reagiert empört
auf Obamas
Vergnügungsreisen-Schelte

Bloomberg zu aktuellen Markttendenzen

US-Präsident Barack Obama hat den Unternehmen, die staatliche Hilfen erhalten, Sparsamkeit verordnet. Geschäftsreisen nach Las Vegas seien nicht mehr angesagt, befand der Präsident. Jetzt schlagen die Hotelbetreiber in dem Glücksspielparadies zurück: diese Äusserungen würden hunderttausende Arbeitsplätze in der Reise- und Hotelbranche gefährden, schimpfen sie. In Las Vegas finden mehr Kongresse und Meetings statt als in jeder anderen US-Stadt.

"Das sind sehr negative Impulse, das fördert Rezession und Arbeitslosigkeit", kritisierte Sheldon Adelson, der Vorstandsvorsitzende des Casinobetreibers Las Vegas Sands Corp. "Versicherungen und Finanzdienstleister, Autohersteller werden dadurch abgeschreckt."

So hat die Bank Goldman Sachs Group Inc., die eine staatliche Kapitalspritze von 10 Mrd. Dollar erhalten hat, eine Konferenz im Mandalay Bay Casino von MGM Mirage in Las Vegas ins Marriott-Hotel in San Francisco verlagert. Der schwer angeschlagene Versicherungskonzern American International Group Inc., Wells Fargo & Co. und die Citigroup-Tochter Pirmerica haben Veranstaltungen abgesagt.

Im Fall von Goldman Sachs bedeutet die Verlagerung allerdings, dass die Bank mehr und zweimal für die gleiche Tagung zahlen muss, erläuterte Chuck Bowling, Executive Vice President des Mandalay Bay. Einem Bericht der New York Times zufolge hat die Absage zu einer Stornierungsgebühr von 600.000 Dollar geführt. Bowling wollte sich zu den Kosten nicht äussern. "Unternehmen sind derzeit eher bereit, Stornierungsgebühren zu zahlen, als zu riskieren, negative Publicity auf sich zu ziehen", erläutert Geoff Freeman, Sprecher des US- Tourismusverbands. "Das hat mir Sparen nichts zu tun. Wenn Stornokosten anfallen, sparen sie kein Geld."

Die Besuche in Las Vegas werden vor diesem Hintergrund 2009 bis zu vier Prozent zurückgehen, prognostiziert Rossi Ralenkotter, Vorstandsvorsitzender der Las Vegas Convention & Visitors Authority. Las Vegas ist der einzige Ort in den USA, der über genügend Flugverbindungen, Ausstellungs- und Tagungsräume, Hotelzimmer sowie Möglichkeiten für Geschäftsessen und unterhaltende Rahmenprogramme für die grössten Branchenereignisse verfügt, erläutern die Hotelbetreiber.

Der Milliardär Adelson hatte das Potenzial der Spielerstadt erkannt, als er 1979 einen Kongress dort veranstaltete und die Besucherzahl um 50 Prozent nach oben schnellte. Las Vegas investierte Milliarden von Dollar in den Bau von Hotels und Tagungsräumen. Damit hoffte die Stadt, unter der Woche die 140.000 Hotelbetten mit Geschäftsreisenden zu belegen und vermarktete sich selbst als günstigen und äusserst bequem erreichbaren Tagungsort.

"Die Hotelzimmer sind einfach nicht jeden Tag mit Leuten zu füllen, die hier nur Urlaub machen und Spass haben wollen", erklärt Andrew Pascal, Präsident von Wynn Resorts Ltd. "Während der Woche wird hier ernsthaft den Geschäften nachgegangen. Wir sind stark davon abhängig." Der Hotelbetreiber erzielt bis zu 25 Prozent seiner Einnahmen mit Geschäftsreisenden.

Laut Rahm Emanuel, Stabschef des Weissen Hauses, habe die Kritik des Präsidenten auf die potenzielle Verwendung von Steuergeldern für Vergnügungsreisen abgezielt. Es spiele keinesfalls seine Haltung zu einer bestimmten Stadt wider. Einige Unternehmen sagten nun, berichtet Pascal, das letzte, was sie brauchen oder wollen, sei im Rampenlicht zu stehen, weil sie in einer Stadt eine Tagung veranstaltet haben, die als masslos oder unseriös gelte.

Der Empörung von Las Vegas schliessen sich andere Hoteliers an. Die Politiker "killen" Tagungsorte mit ihrer Kritik, wettert James Tisch, Vorstandsvorsitzender der Holdinggesellschaft Loews Corp. Arbeitsplätze seien gefährdet, weil Unternehmen aus Angst vor staatlichen Anfeindungen Veranstaltungen absagen, warnt J.W. Marriott, Vorstandsvorsitzender der Hotelkette Marriott International Inc.

Statt Unternehmen an den Pranger zu stellen, weil sie in einem Feriendomizil Tagungen veranstalten, sollte die Regierung sie ermutigen, zusammenzukommen und Strategien auszuarbeiten, betont Jan Jonses von Harrah’s Entertainment Inc. Geschäftsreisen schaffen 2,5 Millionen Arbeitsplätze, davon eine Million durch Tagungen und sonstige Veranstaltungen, erklärt der US-Touristikverband Travel Association. Prognosen zufolge wird die US-Tourismusbranche 2008 und 2009 etwa 450.000 Stellen verlieren und das war, bevor die Politiker sie als guten politischen Prügelknaben entdeckten, sagt Freeman. "Wie viele Arbeitsplätze wird das nun kosten?"

Quelle: <a href="http://www.boerse-express.com/pages/748531">http://www.boerse-express.com/pages/748531</a>