spielo
09.03.2009, 00:17
Neue Gesetze: Spieler meiden Casinos - Sucht aber nicht gestoppt
07.02.2009: Schwerin/Stralsund/MVregio Spielsüchtige in Mecklenburg- Vorpommern meiden zunehmend die Casinos. Neue Gesetze wie das Rauchverbot oder Zutrittskontrollen zu den Automaten veranlassen die pathologischen Glücksspieler zum Ausweichen...
Neue Gesetze: Spieler meiden Casinos - Sucht aber nicht gestoppt
auf die weit weniger reglementierten Spielhallen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa unter Suchtberatern und Medizinern ergab. "Aus den Spielhallen kommt unsere Klientel", sagte die Glücksspielexpertin bei der DRK-Suchtberatungsstelle Stralsund, Brunhilde Jaling. Sie ist die erste auf Spielsucht spezialisierte Beraterin im Land. Nach dem seit 2008 geltenden Glücksspielstaatsvertrag wurde sie vom Bund für drei Jahre mit 20 Wochenstunden angestellt.
Nach dem Vertrag der Bundesländer müssen Spielbanken nicht nur die Ausweise von Roulette- und Black-Jack-Spielern, sondern auch die der Automatenspieler kontrollieren, um gesperrte Teilnehmer zu erkennen. Bundesweit verbuchten die Casinos 2008 bei einem Bruttospielertrag - Spielgelder minus ausgezahlter Gewinne - von 723 Millionen Euro einen Rückgang um 21,7 Prozent. "In den Spielhallen gibt es dagegen kaum Zugriff, keine Ausweiskontrollen, hier darf man rauchen und bekommt sogar Getränke umsonst", beobachtet Brunhilde Jaling einen verstärkten Zulauf zu den gewerblichen Spielbetrieben.
Der Glücksspielstaatsvertrag nehme die Länder zwar in die Pflicht, aber das Ausführungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern habe bislang "weder Hand noch Fuß", sagte die Beraterin. Der Vertrag gelte zwar für Casinos, Lotto und auch Online-Wetten, aber nicht für Automaten in Spielhallen und Lokalen. Diese würden als "Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit", nicht als Glücksspiel gelten. Sie fielen unter das Gewerberecht, es gebe kaum Auflagen zu Jugend- und Spielerschutz oder gar Prävention. Solche Spielhallen finden sich im Nordosten nach Angaben des Arbeitskreises gegen Spielsucht gemessen an der Einwohnerzahl überdurchschnittlich häufig: In 176 Spielhallen sowie in Gaststätten verlocken fast 2000 Geldspielgeräte zum Zocken.
Bundesweit wird die Zahl der Glücksspielsüchtigen nach einer Studie des Fachverbandes Glücksspielsucht (Herford/Nordrhein-Westfalen) von 2006 auf bis zu 0,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geschätzt und damit auf 280 000 Menschen, sagte Volker Premper, Psychologe in der Klinik Schweriner See in Lübstorf. Nach dem "Jahrbuch Sucht" brachten die Kunden des deutschen Glücksspielmarktes 2007 fast 28 Milliarden Euro Umsatz. Rund vier Milliarden davon kassierte der Staat - mehr als für Alkohol oder Tabak.
Manche Spieler verzocken mehrere Tausend Euro pro Nacht, wie Beraterin Jaling aus Stralsund sagte. "Betroffen sind meist gebildete, intelligente Männer. Sie verdienen oft gutes Geld, haben aber nie welches, sondern oft hohe Schulden. Glücksspiel ist die teuerste Sucht, die es gibt." Der Weg bis zum Eingeständnis der Abhängigkeit und in die Beratung dauere oft Jahre. In Mecklenburg-Vorpommern würden pro Jahr rund 180 pathologische Spieler betreut, Tendenz steigend, sagte Claudia Diekneite von der Landesstelle für Suchtfragen in Schwerin.
Demgegenüber verzeichnen die sechs Casinos im Land stark sinkende Umsätze, so dass die Landesregierung nach Angaben der beiden Spielbankgesellschaften 2008 zunächst nur 40 statt 50 Prozent Abgabe vom Bruttospielertrag fordert und 10 Prozent stundet. Im Landeshaushalt sind pro Jahr drei Millionen Euro Abgaben der Casinos eingeplant, sagte der Sprecher im Finanzministerium, Stephan Bliemel.
MVregio Landesdienst mv/hst
07.02.2009: Schwerin/Stralsund/MVregio Spielsüchtige in Mecklenburg- Vorpommern meiden zunehmend die Casinos. Neue Gesetze wie das Rauchverbot oder Zutrittskontrollen zu den Automaten veranlassen die pathologischen Glücksspieler zum Ausweichen...
Neue Gesetze: Spieler meiden Casinos - Sucht aber nicht gestoppt
auf die weit weniger reglementierten Spielhallen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa unter Suchtberatern und Medizinern ergab. "Aus den Spielhallen kommt unsere Klientel", sagte die Glücksspielexpertin bei der DRK-Suchtberatungsstelle Stralsund, Brunhilde Jaling. Sie ist die erste auf Spielsucht spezialisierte Beraterin im Land. Nach dem seit 2008 geltenden Glücksspielstaatsvertrag wurde sie vom Bund für drei Jahre mit 20 Wochenstunden angestellt.
Nach dem Vertrag der Bundesländer müssen Spielbanken nicht nur die Ausweise von Roulette- und Black-Jack-Spielern, sondern auch die der Automatenspieler kontrollieren, um gesperrte Teilnehmer zu erkennen. Bundesweit verbuchten die Casinos 2008 bei einem Bruttospielertrag - Spielgelder minus ausgezahlter Gewinne - von 723 Millionen Euro einen Rückgang um 21,7 Prozent. "In den Spielhallen gibt es dagegen kaum Zugriff, keine Ausweiskontrollen, hier darf man rauchen und bekommt sogar Getränke umsonst", beobachtet Brunhilde Jaling einen verstärkten Zulauf zu den gewerblichen Spielbetrieben.
Der Glücksspielstaatsvertrag nehme die Länder zwar in die Pflicht, aber das Ausführungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern habe bislang "weder Hand noch Fuß", sagte die Beraterin. Der Vertrag gelte zwar für Casinos, Lotto und auch Online-Wetten, aber nicht für Automaten in Spielhallen und Lokalen. Diese würden als "Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit", nicht als Glücksspiel gelten. Sie fielen unter das Gewerberecht, es gebe kaum Auflagen zu Jugend- und Spielerschutz oder gar Prävention. Solche Spielhallen finden sich im Nordosten nach Angaben des Arbeitskreises gegen Spielsucht gemessen an der Einwohnerzahl überdurchschnittlich häufig: In 176 Spielhallen sowie in Gaststätten verlocken fast 2000 Geldspielgeräte zum Zocken.
Bundesweit wird die Zahl der Glücksspielsüchtigen nach einer Studie des Fachverbandes Glücksspielsucht (Herford/Nordrhein-Westfalen) von 2006 auf bis zu 0,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geschätzt und damit auf 280 000 Menschen, sagte Volker Premper, Psychologe in der Klinik Schweriner See in Lübstorf. Nach dem "Jahrbuch Sucht" brachten die Kunden des deutschen Glücksspielmarktes 2007 fast 28 Milliarden Euro Umsatz. Rund vier Milliarden davon kassierte der Staat - mehr als für Alkohol oder Tabak.
Manche Spieler verzocken mehrere Tausend Euro pro Nacht, wie Beraterin Jaling aus Stralsund sagte. "Betroffen sind meist gebildete, intelligente Männer. Sie verdienen oft gutes Geld, haben aber nie welches, sondern oft hohe Schulden. Glücksspiel ist die teuerste Sucht, die es gibt." Der Weg bis zum Eingeständnis der Abhängigkeit und in die Beratung dauere oft Jahre. In Mecklenburg-Vorpommern würden pro Jahr rund 180 pathologische Spieler betreut, Tendenz steigend, sagte Claudia Diekneite von der Landesstelle für Suchtfragen in Schwerin.
Demgegenüber verzeichnen die sechs Casinos im Land stark sinkende Umsätze, so dass die Landesregierung nach Angaben der beiden Spielbankgesellschaften 2008 zunächst nur 40 statt 50 Prozent Abgabe vom Bruttospielertrag fordert und 10 Prozent stundet. Im Landeshaushalt sind pro Jahr drei Millionen Euro Abgaben der Casinos eingeplant, sagte der Sprecher im Finanzministerium, Stephan Bliemel.
MVregio Landesdienst mv/hst