spielo
09.03.2009, 00:30
Typische Glücksspieler gibt es nicht
Von Teresa Winter
Memmingen Oft fängt es harmlos an. Ein Spielchen am Automaten hier, ein Casino-Besuch dort. So auch bei einem Glücksspieler aus dem Memmingen Raum, den Stefan Marx von der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtgefährdete und Suchtkranke als Beispiel nennt. Marx leitet seit einigen Wochen eine neue Beratungsstelle für Glücksspieler, die von der Memminger Arbeiterwohlfahrt betrieben wird.
Der beschriebene Spieler hatte schon seit der Jugendzeit kaum Freunde, er war ein Außenseiter. Als er schließlich eine feste Freundin gefunden hatte und die Beziehung nach einiger Zeit wieder in die Brüche ging, erinnerte er sich an die positiven Erlebnisse am Spieltisch. Dort konnte er von seinen Problemen abschalten. Mit der Sucht kamen auch die Schulden. Tausende von Euro wurden verzockt, Haus und Hof verspielt und das Geld der Eltern auf den Kopf geschlagen. Der letzte Ausweg: die Kriminalität. Durch Stehlen und Betrügen versuchte er an Geld zu kommen.
„Es sind hauptsächlich einsame und alleinstehende Männer, die der Spielsucht verfallen“, sagt Marx. Psychische und materielle Probleme, sozialer und beruflicher Abstieg können die Folgen sein. Wenn sie zunächst einmal gewinnen, haben die Süchtigen Erfolgserlebnisse und steigern ihr Selbstwertgefühl. „Deshalb steigt die Zahl der Glücksspieler“, ergänzt Waltraud Rehm. Die Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle in Memmingen berichtet, dass im vergangenen Jahr rund drei Prozent aller Betreuten Glücksspieler gewesen seien. Das waren 25 Hilfesuchende. Die Jahre zuvor lag die Glücksspieler-Quote noch bei unter einem Prozent.
„Gemeinsamen Weg finden“
Als Reaktion auf die gewaltige Nachfrage bei Suchtberatungen hat das bayerische Gesundheitsministerium 20 neue Halbtagesstellen speziell für die Betreuung Spielsüchtiger geschaffen - eine davon in Memmingen. Betroffene und ihre Angehörigen finden hier Rat und Hilfe, um die Sucht in den Griff zu bekommen. „Das Ziel der Beratung ist, einen gemeinsamen Weg und ein passendes Hilfsangebot zu finden“, definiert Marx seine Arbeit.
Je früher eine professionelle Beratung stattfinde, desto größer seien die Chancen auf Besserung. Therapien oder stationäre Aufenthalte in Suchtfachkliniken, die Entwöhnungsbehandlungen anbieten, seien dabei oft die richtige Lösung. „Wenn das Spiel zum Zentrum des Lebens wird, geht alles andere den Bach runter“, weiß Marx.
Auch Internetsucht
Ob jung oder alt, reich oder arm - es kann jeden treffen. „Den typischen Glücksspieler gibt es nicht“, so Marx. Neben dem klassischen Gang ins Casino kommen heutzutage verstärkt Wetten und die Internetsucht hinzu. Computerspiele im weltweiten Netz werden immer beliebter - gerade bei jüngeren Leuten und zurückgezogenen Menschen. „Hier können sie unbemerkt und von zu Hause aus ihre Sucht befriedigen“, fügt Marx hinzu.
Trotzdem seien die Automatenspieler noch die größte Gruppe der Süchtigen. „Je schneller und kürzer die Spiele, desto gefährlicher sind sie“, so Marx.
Kontakt Weitere Informationen, Hilfe und Beratungstermine gibt es bei der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtgefährdete und Suchtkranke der Arbeiterwohlfahrt unter Telefon (08331) 5084.
Von Teresa Winter
Memmingen Oft fängt es harmlos an. Ein Spielchen am Automaten hier, ein Casino-Besuch dort. So auch bei einem Glücksspieler aus dem Memmingen Raum, den Stefan Marx von der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtgefährdete und Suchtkranke als Beispiel nennt. Marx leitet seit einigen Wochen eine neue Beratungsstelle für Glücksspieler, die von der Memminger Arbeiterwohlfahrt betrieben wird.
Der beschriebene Spieler hatte schon seit der Jugendzeit kaum Freunde, er war ein Außenseiter. Als er schließlich eine feste Freundin gefunden hatte und die Beziehung nach einiger Zeit wieder in die Brüche ging, erinnerte er sich an die positiven Erlebnisse am Spieltisch. Dort konnte er von seinen Problemen abschalten. Mit der Sucht kamen auch die Schulden. Tausende von Euro wurden verzockt, Haus und Hof verspielt und das Geld der Eltern auf den Kopf geschlagen. Der letzte Ausweg: die Kriminalität. Durch Stehlen und Betrügen versuchte er an Geld zu kommen.
„Es sind hauptsächlich einsame und alleinstehende Männer, die der Spielsucht verfallen“, sagt Marx. Psychische und materielle Probleme, sozialer und beruflicher Abstieg können die Folgen sein. Wenn sie zunächst einmal gewinnen, haben die Süchtigen Erfolgserlebnisse und steigern ihr Selbstwertgefühl. „Deshalb steigt die Zahl der Glücksspieler“, ergänzt Waltraud Rehm. Die Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle in Memmingen berichtet, dass im vergangenen Jahr rund drei Prozent aller Betreuten Glücksspieler gewesen seien. Das waren 25 Hilfesuchende. Die Jahre zuvor lag die Glücksspieler-Quote noch bei unter einem Prozent.
„Gemeinsamen Weg finden“
Als Reaktion auf die gewaltige Nachfrage bei Suchtberatungen hat das bayerische Gesundheitsministerium 20 neue Halbtagesstellen speziell für die Betreuung Spielsüchtiger geschaffen - eine davon in Memmingen. Betroffene und ihre Angehörigen finden hier Rat und Hilfe, um die Sucht in den Griff zu bekommen. „Das Ziel der Beratung ist, einen gemeinsamen Weg und ein passendes Hilfsangebot zu finden“, definiert Marx seine Arbeit.
Je früher eine professionelle Beratung stattfinde, desto größer seien die Chancen auf Besserung. Therapien oder stationäre Aufenthalte in Suchtfachkliniken, die Entwöhnungsbehandlungen anbieten, seien dabei oft die richtige Lösung. „Wenn das Spiel zum Zentrum des Lebens wird, geht alles andere den Bach runter“, weiß Marx.
Auch Internetsucht
Ob jung oder alt, reich oder arm - es kann jeden treffen. „Den typischen Glücksspieler gibt es nicht“, so Marx. Neben dem klassischen Gang ins Casino kommen heutzutage verstärkt Wetten und die Internetsucht hinzu. Computerspiele im weltweiten Netz werden immer beliebter - gerade bei jüngeren Leuten und zurückgezogenen Menschen. „Hier können sie unbemerkt und von zu Hause aus ihre Sucht befriedigen“, fügt Marx hinzu.
Trotzdem seien die Automatenspieler noch die größte Gruppe der Süchtigen. „Je schneller und kürzer die Spiele, desto gefährlicher sind sie“, so Marx.
Kontakt Weitere Informationen, Hilfe und Beratungstermine gibt es bei der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtgefährdete und Suchtkranke der Arbeiterwohlfahrt unter Telefon (08331) 5084.