PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das PokerNews Interview: Barry Greenstein



spielo
28.04.2009, 08:33
Das PokerNews Interview: Barry Greenstein (Teil 1)

Barry Greenstein nimmt in der heutigen Pokerszene eine einzigartige, zentrale Position ein. Da er bereits seit Jahrzehnten sein Geld mit Pokern verdient, wird er oft mit der alten Generation von Pokerspielern in Verbindung gebracht. Also mit jenen Spielern mit denen er sich seit vielen Jahren am Poker Tisch misst und mit denen ihn mittlerweile eine Freundschaft verbindet. Dabei steht er momentan eher in Verbindung mit den jungen Post-Pokerboom Spielern. Verantwortlich dafür ist mehr oder weniger sein Sohn, der professionelle Pokerspieler Joe Sebok und dessen Poker-Strategie und Entertainment Internetseite PokerRoad.

PokerNews unterhielt sich mit Greenstein über die Vergangenheit und die Zukunft des Pokers. Die World Poker Tour Championship 2009 fand im Bellagio statt und dieses Interview wurde an einem leeren Spieltisch im Bobby's Room geführt, während am Nachbartisch Doyle Brunson, Phil Ivey, Eli Elezra, Sam Farha und einige andere Spieler das berühmte "Big Game” spielten. Greenstein unterhielt sich mit uns über unterschiedliche Themen – seine eigene Pokerkarriere, den Status von Poker in einer zeitgenössischen Kultur, die Zukunft von PokerRoad, die kommende WSOP und über das Thema, ob Mathematik idiotisch ist oder nicht.

PokerNews: Viele von uns wurden auf Berry Greenstein erst aufmerksam, als bekannt wurde, daß er alle seine Gewinne für wohltätige Zwecke spendet – der "Robin Hood des Poker". In denke die Wohltätigkeit ist immer noch ein wichtiges Thema für Sie – Sie haben gerade am Jennifer Harman Wohltätigkeitspokerturnier im Venetian teilgenommen…

Barry Greenstein: Ja, das war ich. Habe etwas Geld gespendet.

PN: Ich weiss, daß es nicht ganz richtig ist, wenn behauptet wird, daß Sie alle ihre Pokergewinne für wohltätige Zwecke spenden.

Greenstein: Nein, dies ist im Moment nicht richtig. Als ich anfänglich Geld spendete, dachten viele Leute, daß ich ein superreicher Kerl wäre, welcher sein Geld mit Symantec (die Softwarefirma für welche Greenstein arbeitet) gemacht hätte. Was Sie nicht wussten, war die Tatsache, daß ich mein Geld nicht durch Symantec verdient hatte, sondern das von mir gespendete Geld ausschließlich von meinen Pokergewinnen stammt. Für mich persönlich sind die Spiele, bei welchen ich Geld gewinnen kann, nicht mehr so wie vorher. Turnierpoker hat mich eine Menge Geld gekostet, ebenso Online Poker, es gibt nicht mehr so viele gute Live-Games, an welchen ich teilnehmen könnte. Außerdem ist die Wirtschaftslage nicht wirklich gut. Wie viele der anderen Pokerspieler habe ich in den Aktienmarkt und in Immobilien investiert und wie wir alle wissen, lief es in den letzten Jahren mit diesen Anlageformen nicht so gut. Ich habe einige Millionen verloren.

Ich habe momentan nicht mehr den Bankroll, über welchen ich vor einigen Jahren verfügte, als ich meine Turniergewinne noch einfach so spenden konnte. Außerdem spiele ich damals nicht viele Turniere. Ich hatte Glück, habe einige Turniere gewonnen und eine Menge Geld gespendet, aber damals war meine finanzielle Lage auch noch viel besser als zur heutigen Zeit. Ich engagiere mich immer noch für Children Incorporated (eine internationale Hilfsorganisation für Kinder) und mache jede Menge für die Organisation. Es geht aber mehr um die Dinge, welche ich für die Wohltätigkeit mache, ich spende nicht mehr das Geld, was ich noch vor einigen Jahren gespendet hatte.

PN: Sie haben in anderen Interviews schon erklärt, daß Sie ihren Erfolg um Leben nicht auf Poker begründen, außerdem haben Sie nie wirklich gesagt, wieviele Turniere Sie gewonnen haben. Sie haben drei WSOP Bracelet's, einige WPT-Titel und viele andere Titel gewonnen - Was denken Sie, war ihr größter Turniererfolg?

Greenstein: Das war ohne Frage mein erster World Poker Tour Gewinn (bei der Jack Binion World Poker Open im Jahr 2004). Ich habe nicht viele Turniere gespielt. Ich war im ersten Jahr der WPT nicht, wie viele andere Spieler, herumgereist. Ich war nicht richtig mit dabei. Dann hatte ich aber die Idee mit dem Spenden für wohltätige Zwecke und dies hat mir die Motivation gegeben. Ich wusste, daß wenn ich es schaffte die Millionen zu gewinnen und diese dann zu verschenken, dies für mich eine gute Sache wäre und ich damit außerdem einer Menge Leute helfen könnte. Ich dachte mir, daß andere Leute meinem Beispiel folgen würden. Deshalb war ich überaus motiviert meinen Plan umzusetzen. Wenn ich nun zurückblicke, muss ich feststellen, daß ich ganz schön viel Glück hatte. Ich meine zu dieser Zeit - —es passiert ja sehr oft beim Poker, daß man ein gutes Gefühl hat, denkt man wäre der beste Spieler und könnte jeden besiegen. Ich wollte etwas Gutes tun, und habe mein persönliches Ziel erreicht, alles hat einfach perfekt gepasst. Sie wissen ja, nur weil ich geplant hatte, es zu tun, bedeutet dies noch lange nicht, daß es auch so kommt, im speziellen bei Pokerturnieren.

Aber es kam so, wie ich es geplant hatte und ich konnte mit dem Geld eine Menge guter Dinge tun, worauf ich wirklich stolz war. Es war für meine ebenfalls Familie eine gute Sache, da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur jemand war, welcher Poker spielte und Zeit verschwendete, in welcher ich bei anderen Dingen erfolgreich hätte sein können. Nachdem ich dies geschafft hatte – und damit meine ich nicht den Gewinn des Pokerturniers, sondern die Tatsache, daß ich mit meinem Geld einer Menge Leute helfen konnte – war meine Familie wirklich stolz auf mich. Mit meiner Familie meine ich meine Schwestern und Brüder, meinen Vater und meine Kinder. Sie waren bei der ganzen Sache mit vollem Herzen mit dabei.

PN: Es ist interessant mitzuerleben, wie sich die Einstellung im Bezug auf Poker und Pokerspieler im letzten Jahr verändert hat. Man muss nicht weit in der Geschichte zurückgehen, um zu einem Zeitpunkt zu gelangen, an welchem die Ansichten zum Thema Poker noch ganz anders waren. Welchen Status hat Poker ihrer Meinung nach heute in unserer Kultur?

Greenstein: Ich denke die Gambler wurden immer als eine Art "cooler” Jungs im TV und in den Kinofilmen dargestellt. Heute geniesst Poker eine viel höhere Legitimität. Im Fernsehen sind wir mittlerweile kleine Berühmtheiten. Ich denke die Leute verstehen mittlerweile auch die negativen Aspekte des Glücksspiels besser – egal ob es sich um Gambling beim Poker, an der Börse oder in der Geschäftswelt handelt. Leute können ihr Geld verlieren. Aber die erfolgreichen Gambler, denke ich, wurden bereits vor dem Poker-Boom respektiert. Früher hat z.B. Omar Sharif den Gambler gespielt oder James Bond hat ein Glücksspiel gespielt. Da die Leute sich nun Poker im TV ansehen können, hat dies das Interesse am Poker gesteigert und es gehört mittlerweile zu unserer Kultur, da viele Leute endlich verstanden haben, daß beim Poker mittlerweile alles auf einem viel höheren Level abläuft, als zu früheren Zeiten. Die Zuschauer kennen die Kartenwertigkeiten, sie wissen, wann die Spieler einen Flush Draw haben, sie wissen ob die Spieler bei einem All-In bluffen oder nicht.

Mittlerweile kennen mich eine Menge Leute aus dem TV und noch niemand hat zu mir gesagt:” Sie sind ein Pokerspieler – das ist nicht gut”. Es werden mehr so Dinge gesagt wie:" Sie sind das Vorbild meines 8-jährigen Jungen". Ich denke Poker wird heute komplett anerkannt. Die einzigen negativen Äußerungen kommen von der religiösen Rechten oder aus dem Kongress und vieles davon ist einfach nur erfunden. Der Antrieb dafür ist das Geld. Es gibt Abgeordnete, welche dafür Geld erhalten, die Leute von der Rechten zu vertreten und dann jedem erzählen es wäre rein moralisch bedingt. Ist es aber nicht! Vielleicht gehen diese Abgeordneten nach Hause und spielen nachts Online Poker, nachdem sie tagsüber so gehandelt hatten, als würden sie Poker ablehnen.

PN: Es ist nun 1,5 Jahre her, seit die Internetseite PokerRoad Online ging und die Seite wächst weiterhin ständig. Was denken Sie, woher kommt das?

Greenstein: Ja stimmt, die Seite wächst ständig, auf jeden Fall was den Content angeht. Wir sind der Meinung, daß wir eine echte Nische entdeckt haben. PokerNews ist ganz vorne mit dabei an der News-Front und die Jungs von PokerNews machen einen super Job. Aber unsere Nische ist das Entertainment – unsere Radio-Shows, unsere TV-Web-Shows, die ganze Sache mit der Comedy und unsere Foren. Bei den Dingen, mit denen wir uns beschäftigen, sind wir sicherlich im Bezug auf Poker die Internetseite mit den besten Inhalten. Wir sind der Meinung, daß wir uns in unserem Red Pro Forum mit Strategiefragen auf dem höchsten Level beschäftigen. Wir sitzen hier im Bobbys Room. Sie sehen hier alle meine Freunde: Doyle Brunson, Phil Ivey, Eli Elezra u.s.w. Wenn ich zu meine Freunden sage, daß sie während der WSOP etwas für PokerRoad tun sollen, werden sie es tun. Und niemand hat solche Freunde wie ich.

Quelle: DE.PokerNews.com

spielo
28.04.2009, 23:24
Teil 2
"Hast Du ihm gesagt, daß echte Pokerspieler keine Interviews geben, weil sie zu sehr mit dem Spielen beschäftigt sind?" rief Phil Ivey von der anderen Seite des Bobby's Room zu Barry Greenstein, welcher sich am frühen Samstagabend die Zeit genommen hatte, um sich mit PokerNews über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Pokers zu unterhalten.

"Hatte ich nicht gestern gesehen, wie Du ein Interview gegeben hattest?” rief Greenstein quer durch den Raum in Richtung von Ivey. Danach setzen wir unser Interview fort und unterhielten uns über die kommende WSOP.

PokerNews: Sie sind Mitglied im Players Advisory Council für die World Series of Poker und es gibt einige Fragen im Bezug auf die Änderungen bei der diesjährigen WSOP. Letzten Sommer hatten Sie Ihr drittes Bracelet beim USD 1.500 Razz Event gewonnen. Das Buy In für dieses Event steigt im Jahr 2009 auf USD 2.500...

Barry Greenstein: Ein Grund, warum das Buy In in diesem Jahr geändert wird, ist das einige Leute der Meinung sind, es wäre nicht genug zu spielen. Wir möchten bei der diesjährigen WSOP die Anzahl der Chips verdreifachen. Zwei Jahre vorher war es bei den ersten Levels in den Limit Events zuviel zu spielen, im letzten Jahr waren einige Spieler der Meinung es wäre zu wenig zu spielen. Aber nun, mit einem Buy In von USD 2.500 erhalten die Spieler 7.500 Chips, somit wird es in den frühen Leveln des Razz Events mehr zu spielen geben und ich denke damit werden die Spieler zufrieden sein. Einige Spieler hofften auf zwei Razz Events: ein Event mit USD 1.500 Buy In und ein weiteres Championship-Event mit USD 5.000 Buy In. Deshalb haben wir versucht einen Kompromiss zu schaffen, damit der Preispool hoch genug ist, aber nicht so zu hoch für WSOP Spieler, welche über keine so hohen Geldmittel verfügen.

PN: Eine weitere Änderung betrifft das No-Limit Deuce-to-Seven Draw Event. Es handelte sich dabei im letzten Jahr um ein USD 5.000 Buy In Event mit Rebuys. In diesem Jahr haben wir zwei NL 2-7 Draw Events, ein Event mit USD 2.500 Buy In und das World Championship Event mit USD 10.000 Buy In, wobei keines der beiden Events mit Re-Buy's sein wird. Sie haben Ihr erstes WSOP Bracelet in diesem Event gewonnen, korrekt?

Greenstein: Stimmt, bei diesem Event lief es immer sehr gut für mich und ich bin der Meinung, da ich in diesem Event die besten Chancen habe, da ich eine Menge NL 2-7 gespielt habe. Sie wissen ja, daß die Spieler, welche die besten Chancen haben, bei den Big Games die Spieler sind, welche es oft gespielt haben. Und von allen Spielern des Big Games – ich meine damit Spieler, wie Doyle, Lyle Berman, Bobby Baldwin, Phil Ivey usw. – scheint es so zu sein, daß ich die beste Chance habe, dieses Event zu gewinnen. Ich gehöre zu den jüngeren Vertretern dieser Gruppe, wenn man mal von Phil Ivey absieht. Im letzten Jahr habe ich den dritten Platz bei diesem Event belegt und im Jahr 2004 hatte ich das Event gewonnen. Ich denke immer wieder, daß wenn ich es bis zum Final Table schaffe, ich es auch schaffen kann das Event zu gewinnen. Deshalb sind meine Chancen in diesem Event hervorragend.
Ich hatte nicht so viele Re-Buys wie viele andere Spieler, obwohl zusätzliches Geld für extra Re-Buys einem Spieler gegenüber seinen Kontrahenten erhebliche Vorteile verschaffen kann. In diesem Jahr gibt es keine Re-Buys, deshalb sind die Bedingungen für den Wettbewerb gerechter. Dies ist jenes Event, welches ich mir genauer angesehen habe, wenn ich auf Bracelets gewettet hatte. Das Event war immer mein bevorzugtes Event. Ich sagte immer, daß ich eine Chance von 5% hatte, dieses Event zu gewinnen, wenn man berücksichtigt, daß 60-80 Spieler an dem Event teilnahmen, ich war bereit mehr Re-Buys zu machen, als der durchschnittliche Spieler und ich hatte die meiste Erfahrung in dieser Pokervariante. Nun wären meine Chancen sowieso etwas schlechter, da ich nicht mehr das Geld habe, um mehr Re-Buys wie ein durchschnittlicher Spieler zu machen.

PN: Welcher Spielertyp wird Ihrer Meinung nach an dem USD 40.000 Buy In "40th Annual No-Limit Hold'em” Event teilnehmen?

Greenstein: Ich habe mit Eli Elezra gewettet, daß mindestens 222 Spieler teilnehmen werden. Einige Leute denken, diese Anzahl wäre etwas übertrieben, da dieses Event relativ am Anfang der WSOP stattfindet. Wenn ich mir aber andere Teilnehmeranzahlen so ansehe – an dem WPT Championship Event mit USD 25.000 Buy In nehmen auch immer zwischen 300 und 400 Spieler teil – warum sollten also keine 222 Spieler an diesem USD 40.000 No-Limit Event teilnehmen?
Das USD 40.000 Event wird mit Sicherheit sehr interessant für TV-Ausstrahlungen sein. Wir gehen davon aus, daß die Besetzung des Final Table überaus interessant sein wird, da es das schwierigste Teilnehmerfeld sein wird, welches jemals an einem No-Limit Event teilgenommen hat. Jeder Live-Spieler, welcher sich die USD 40.000 leisten kann wird teilnehmen und ich gehe davon aus, daß die Online Superstars ebenfalls teilnehmen werden.

PN: Was ist mit der Entscheidung beim Final Table erneut eine Pause zu machen? (der Final Table wir erst im November zu Ende gespielt)

Greenstein: Die meisten Leute entschieden sich wegen den Zahlen dafür und die entscheidenden Zahlen sind die TV-Ratings (welche im Jahr 2008 anstiegen). Ich sehe mir aber nicht nur die TV-Ratings an. Ich bin der "Anwalt” der Spieler und ich betrachte mir die Sache auch aus der Sichtweise der Spieler und frage mich:” Was haben die Spieler davon?”. Wenn man sich die Ergebnisse betrachtet, wird man feststellen, daß jedes Mitglied der "November Nine" unter Vertrag genommen wurde. Wenn man diese Verträge im Gesamten betrachtet, bedeutet dies Millionen Extra-Dollar für die Spieler, wobei in der Vergangenheit eigentlich nur der Sieger das große Geld gewonnen hatte. Ich als Vertreter der Spieler, bin der Meinung, daß die Pause für die Spieler vorteilhaft ist. Im Jahr 2009 werden die 9 Spieler wieder Millionen zusätzliche Dollars durch Verträge erhalten und ihr Marketing-Potenzial dadurch erheblich steigern können, was für ihre zukünftige Poker-Karriere überaus vorteilhaft sein könnte.

PN: In einer gerade ausgestrahlten Episode von "High Stakes Poker”, haben Sie auf einen Satz aus Joe (Sebok)'s PokerRoad Podcast hingewiesen -- "Mathematik ist idiotisch”.

Greenstein: Ja.

spielo
28.04.2009, 23:25
Teil 2
PN: Dieser Satz ist nun in allerdings wohl überwiegend ironisch gemeint. Nun aber zurück zu Ace on the River (Greenstein's Autobiographie und Poker-Strategie Buch aus dem Jahr 20005), in dem Buch erzählen Sie eine interessante Geschichte über eine Hand, welche Sie während Ihrer Studienzeit an Universität von Illinois, gegen einen Philosophie-Professor gespielt hatten. Die Hand wurde im Kapitel ”Falsch angewendete Mathematik” beschrieben. Es handelte sich um eine Stud Eight or Better Hand, bei welcher er berechnet hatte, daß Sie ein 1000 zu 1 Favorit gegen seine Hand wären, wenn Sie die entsprechenden Karten auf der Hand hätten (drei niedrige Karo)...

Greenstein: Ja, mathematisch betrachtet, mit zufälligen Karten. Aber in diesem Fall gab es keine zufälligen Karten. Ich hatte die Hand, welche ich nun mal hatte und die Hand war gut genug, um ihn All In zu raisen, da es offensichtlich war, daß er so was, wie eine 6 –High Straight auf der Hand hatte. Ich hätte seinen Einsatz nicht gecallt, (wenn nur noch eine Karte kommt) ohne einen Low und einen Flush Draw zu haben, deshalb habe ich es getan und ihn letztendlich besiegt.

PN: Es ist schon spaßig, dies nochmal zu lesen und dann über den Satz nachzudenken...

Greenstein: Ja, ich denke an dem Spruch "Mathematik ist idiotisch” ist nicht viel dran, aber ich bin der Meinung, daß die Mathematik beim Poker oft falsch eingesetzt wird.

PN: Sie macht Idioten aus uns. Oder könnte es...

Greenstein: Richtig. Sehr viele Leute berufen sich auf die Mathematik. Wenn Sie ins RedPro-Forum gehen, finden Sie dort eine meiner Aussagen zu diesen Leuten… Ich nenne sie die "Internet Kids". Sie kennen doch diese Kids, exzellente Spieler, wie Daniel Kelly, Jimmy Fricke… allgemein anerkannt, offensichtlich sehr smart und sehr gute Spieler. Und diese Spieler fangen immer wieder an mathematische Bertachtungen anzustellen, wenn die Dinge für sie +EV sind, wobei ich dazu folgende Meinung habe:" Euch Jungs fehlen bestimmte Dinge beim Poker, welche euch einen weit größeren EV geben können, als die Mathematik euch jemals geben kann".
Dann gibt es noch die andere Sache mit den jungen Spielern, welche denken, alles über das Game zu wissen, es aber oft nicht so läuft, wie sie es sich vorstellen. Beim Live Poker gibt es so viele Dinge neben der Mathematik, im speziellen, wenn man gegen schwache Spieler spielt, welche einem Spieler Vorteile verschaffen können. Eine große Anzahl der jungen Spieler vergisst dies. Wenn die Spieler sich in den nächsten Jahren verbessern, werden die Besten davon aufwachen und feststellen, daß es keinen Sinn macht, sich immer hinter mathematischen Modellen zu verstecken und daß es noch viel andere Dinge beim Poker gibt, welche für den Erfolg ausschlaggebend sein können.

PN: Sie wurden ja schon sehr oft interviewt. Gibt es eine Frage, welche Ihnen noch nie gestellt wurde und welche Sie aber gerne beantwortet hätten?

Greenstein: Nein, da fällt mir auf Anhieb nichts ein. Sie müssen immer daran denken, daß ich PokerStars repräsentiere. Was mache ich für PokerStars? Ich repräsentiere PokerStars unter anderem auch online, bin eingebunden in die Spiele, welche bei PokerStars angeboten werden und trage ein PokerStars Abzeichen, wenn ich an Turnieren teilnehme. Aber eines der wichtigsten Dinge, welche ich für PokerStars mache, besteht darin Interviews zu geben, da PokerStars mich dafür bezahlt.
Wir sind eine Art Kämpfer in dem weltweiten PR-Krieg, bei welchem die Regierungen versuchen Poker schlecht zu machen… somit ist es meine Aufgabe als Sprecher für PokerStars zu den unterschiedlichsten Plätzen und Anlässen zu reisen und die Leute für dieses Thema zu sensibilisieren indem ich z.B. sage:" Es ist nichts schlechtes am Poker. Poker ist ein Spiel für jedermann. Viele Menschen auf der ganzen Welt spielen gerne zum Zeitvertreib Poker und viele Leute haben USD 50 bis USD 100 auf ihrem Online Account und spielen in ihrer Freizeit Online Poker". Ich werde diese Nachricht weiterhin verbreiten, aber ich werde keine 16-jährigen Kinder dazu auffordern Poker zu spielen. Ich werde ihnen sagen, sie sollen sich auf ihre Schule konzentrieren. Aber ich sage den Leuten, welche gerne Poker spielen, daß nichts falsch daran ist, Online oder Live Poker zu spielen und daß sie keine Politiker benötigen, welche ihnen vorschreiben, wie sie ihre Freizeit verbringen sollen.


Quelle: DE.PokerNews.com