spielo
13.03.2009, 22:26
Die Bank gewinnt immer
Das Pokern im Internet ist verboten - dennoch verdienen viele Kreditinstitute gut daran, wenn sich ihre Kunden verschulden.
Wenn das Spiel zur Sucht wird: Mehr als 400.000 Deutsche spielen im Internet Poker.
"Beim ersten Spiel hab ich sofort gewonnen, das war der Kick", sagt er. "Danach wurden die Einsätze höher und höher." Ulf Bauer, der eigentlich auf einen anderen Namen hört, hat 13 Jahre lang jeden Tag im Internet gepokert. "Ich bin abends nach Hause, habe mich um nichts gekümmert, den Rechner angestellt, gespielt". Seine Bilanz: 130.000 Euro Schulden, angehäuft über mehrere Ratenkredite und die Limits von vier Kreditkarten. "Es war unglaublich leicht, an Geld zu kommen", erzählt der 43-Jährige. "Als Postbeamter war ich ein gern gesehener Kunde." Postbank, Royal Bank of Scotland und die Baden-Württembergische Bank stellten bereitwillig Kreditkarten aus. "Niemand hat mich darauf angesprochen, dass ich meine Schulden beim Onlinepoker anhäufe."
Seine Hausbanken dürften an seiner Spielsucht gut verdient haben. Neben den Kreditzinsen erhielten sie Gebühren für den Einsatz der Kreditkarte im Onlinekasino. Dass öffentliches Glücksspiel im Internet verboten ist, hält viele Banken nicht davon ab, die Zahlungen im Auftrag der Kunden durchzuführen.
"Sehr lukrative Margen"
"Die Margen in diesem Geschäft sind sehr lukrativ", sagt der Syndikus eines Zahlungsabwicklers. Denn Spielsüchtige können ihre Schulden oft nicht begleichen, und so fallen manche Forderungen aus. Dies treibe die Gebühren in die Höhe - Risiko hat seinen Preis. Über diesen möchte keiner öffentlich sprechen.
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BeschlussWerbeverbot für öffentliches Glücksspiel Experten vermuten, dass zehn Prozent aller Kreditkartenumsätze im illegalen Glücksspiel anfallen. Denn was in der virtuellen Welt nur ein Klick ist, löst in der Realität eine Zahlung aus. Dieses Missverhältnis senke die Hemmschwelle, sich zu verschulden, sagt Ilona Füchtenschnieder, Leiterin der Landesfachstelle Glücksspielsucht in Nordrhein-Westfalen. Gerade bei denen, die ohnehin knapsen. "Onlinepoker ist ein Verfahren, um die Mittelschicht kleiner und die Unterschicht größer zu machen", fügt Michael Adams an. Er ist Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni Hamburg.
Gespielt wird abends und nachts
Nach einer Forsa-Umfrage im Juni 2008 spielen 430.000 Deutsche im Internet Poker. Die Agentur Global Betting and Gaming Consultants bezifferte die weltweiten Umsätze im Onlinepoker vor zwei Jahren auf mehr als drei Milliarden Dollar; sie dürften bis heute gestiegen sein. Auch der Zahlungsdienstleister der Deutschen Bank, Pago, beobachtet den Markt: Laut einer Studie ist die durchschnittliche Höhe der Einsätze 2007 gestiegen, gespielt wird abends und nachts. "Gezockt wird also offenbar zu Hause, nicht am Arbeitsplatz", so die Studie. Dort fühle sich der Spieler ungestört.
Die Banken könnten das illegale Spielen beenden. Bei einer Kreditkartenzahlung erkennen sie an einer Kennziffer, dass eine Forderung aus illegalem Glücksspiel eingezogen wird. Aber sie unternehmen nichts. "Für uns ist es unerheblich, was unsere Kunden tun und wo sie einkaufen", sagt ein Sprecher der Deutschen Bank. Es könne nicht Aufgabe der Bank sein zu prüfen, wo eine Zahlung herkommt. "Dass die Banken in dieser Form mitspielen, ist wirklich bedenklich", sagt Füchtenschnieder. Jurist Adams hat gemeinsam mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern herausgefunden, dass die meisten Banken ähnlich wie die Deutsche Bank agieren.
Süddeutsche Zeitung
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Gespielt wird abends und nachts
Nach einer Forsa-Umfrage im Juni 2008 spielen 430.000 Deutsche im Internet Poker. Die Agentur Global Betting and Gaming Consultants bezifferte die weltweiten Umsätze im Onlinepoker vor zwei Jahren auf mehr als drei Milliarden Dollar; sie dürften bis heute gestiegen sein. Auch der Zahlungsdienstleister der Deutschen Bank, Pago, beobachtet den Markt: Laut einer Studie ist die durchschnittliche Höhe der Einsätze 2007 gestiegen, gespielt wird abends und nachts. "Gezockt wird also offenbar zu Hause, nicht am Arbeitsplatz", so die Studie. Dort fühle sich der Spieler ungestört.
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Süddeutsche Zeitung