Monthy-Python-Veteran John Cleese soll Marke bekanntmachen
Großbritanniens größter Wettshopbetreiber William Hill möchte in Österreich am Onlinekuchen mitnaschen. Seit einigen Tagen rührt der Monthy-Python-Veteran John Cleese für das 1934 gegründete Unternehmen kräftig die Werbetrommel. Der britische Komiker soll die Marke William Hill, die hierzulande quasi niemand kennt, bekanntmachen. "Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten ein bis eineinhalb Jahre einer der Top-3-Sportwettenanbieter in Österreich zu werden", sagte Henry Birch, CEO von William Hill Online, am Donnerstag vor Journalisten in Wien.
Seinen Fokus setzt William Hill in Österreich auf Fußballwetten. Punkten will das Unternehmen dabei mit "besonders attraktiven Quoten" und mehr Wettmöglichkeiten als die Konkurrenz - pro Bundesliga-Spiel sollen es bis zu 100 sein. Außerdem könne man bei William Hill pro Wette bis zu 2,5 Millionen Euro gewinnen. "Bei vielen Mitbewerbern sind es maximal 7.000 Euro", sagte Birch zur APA.
Arbeitsplätze entstehen durch den Markteintritt von William Hill nicht. "Wir planen keine Büros in Österreich", so der Marketingverantwortliche Wilhelm Huber, der selbst von Gibraltar aus arbeitet.
"Was zählt, ist der Bekanntheitsgrad"
Wieviele österreichische Kunden William Hill gewinnen will und welche Erträge das Unternehmen anpeilt, wurde nicht konkretisiert. "Was zählt, ist der Bekanntheitsgrad", sagte Huber. bwin-CEO Norbert Teufelberger hatte Ende August in einem APA-Interview gemeint: "William Hill wird man auch nach der Marketingkampagne nicht wirklich kennen."
Dabei ist das Unternehmen in Großbritannien ungefähr so präsent wie "Billa" in Österreich, sagte Birch. "Wir haben mehr Shops als Postämter". Das an der Londoner Börse notierte Unternehmen mit mehr als 16.000 Mitarbeitern betreibt auf der Insel und in Irland rund 2.300 Wettbüros, was einem Marktanteil von etwa 26 Prozent entspricht. Nummer zwei im Glücksspiel-Mekka Großbritannien ist Ladbrokes mit 24 Prozent Marktanteil.
Die Nettospielerträge der William-Hill-Gruppe beliefen sich im Vorjahr auf 1,2 Mrd. Euro, davon wurde etwa ein Fünftel im Internet lukriert. Birch zufolge hat William Hill 1,3 Millionen aktive Onlinekunden in aller Welt. Die gesamte Gruppe nimmt im Jahr Wetten im Wert von mehr als 20 Mrd. Euro entgegen.
William Hill bietet nicht nur klassische Fußball-, sondern auch skurrile Wetten an. Anfang der 1960er Jahre etwa setzte ein Kunde 10 Pfund darauf, dass es ein Mensch noch im selben Jahrzehnt auf den Mond schafft. Als dann tatsächlich am 21. Juli 1969 Neil Armstrong seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzte, bekam der Mann 10.000 Pfund. "Von dem Geld kaufte er sich den teuersten Sportwagen, den es damals gab. Kurz darauf starb er bei einem Autounfall", erzählte Birch. "Bei uns wetten die Leute auch, ob sie eine Prüfung schaffen oder wie lange sie noch leben". In Österreich werden derartige Wetten nur eine untergeordnete Rolle spielen. "Man kann aber per Telefon anfragen", meinte Huber.
"Wir haben ganz klar Interesse, nach Deutschland zu gehen"
Wie die meisten Internetsportwettenanbieter hat auch William Hill seinen Sitz in Gibraltar und bietet mit einer Lizenz von dort seine Dienste im Netz an. Im Gegensatz zu Österreich sind Online-Sportwetten in vielen Ländern, etwa Deutschland, nämlich nicht liberalisiert. bwin und Co. berufen sich aber auf die europäische Dienstleistungsfreiheit und argumentieren, eine Lizenz reiche aus, um in allen EU-Ländern anbieten zu können. Das vergangene Woche gefällte Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum deutschen Sportwetten- und Lottomonopol gibt William Hill Hoffnung. "Wir haben ganz klar Interesse, nach Deutschland zu gehen", sagte Birch zur APA. Ob man jetzt tatsächlich anbieten dürfe, sei aber noch nicht ganz klar.
Im Online-Bereich hat William Hill mit starker Konkurrenz zu kämpfen. Gemessen an den Nettospielerträgen sei William Hill Online 2009 mit 203,5 Mio. Pfund die Nummer drei gewesen, hinter bwin (329,4 Mio. Pfund) und PartyGaming (292,3 Mio. Pfund). bwin und PartyGaming schließen sich gerade zum weltgrößten börsenotierten Online-Wettanbieter zusammen, der dann mehr als dreimal so groß sein wird wie William Hill Online. Der Merger "lenkte die Aufmerksamkeit auf die Glücksspielindustrie, und das war gut", so Birch auf Nachfrage. Mit einem derartigen Riesen zu wetteifern, sei freilich eine "Herausforderung".
Der österreichische Online-Sportwettenmarkt werde auf rund 110 Mio. Euro Gaming Revenue geschätzt. William Hill könnte sich übrigens auch vorstellen, eine heimische Fußballmannschaft zu sponsern, so Birch.
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