Spielbank Wiesbaden leidet unter Wirtschaftskrise
Cleopatra bettelt um Geld
15. Juni 2009 Bernd Boeckel, graues Haar, wässrige Augen, Raucherhaut, sitzt vor „Cleopatra II“, er wartet auf die dreifache Sphinx. Sie zeigt sich aber immer nur zweimal auf dem Bildschirm seines Lieblingsautomaten. „Das Glück lässt sich eben nicht zwingen“, sagt der Einundsechzigjährige und holt ein dickes Bündel Geldscheine aus der Gesäßtasche. Bernd Boeckel muss das Glück nicht mehr zwingen. Vor zwei Jahren hat er den Jackpot des Wiesbadener Automatencasinos geknackt, an den „Superballs“, die zwischen „Cleopatra II“ und „Treasures of Troy“ stehen. 368 000 Euro. An diesem Dienstagabend zeigt die Leuchtschrift über „Superballs“ 370 000 Euro an. Kein einziger Gast sitzt an der Säule, um die herum die Automaten stehen. „Früher hätten Sie an so einem Abend an den ,Superballs‘ keinen Platz gekriegt“, sagt Boeckel. Früher, das war vor der Finanzkrise.
Weiter hinten, unter einer dichten Qualmwolke, findet ein Pokerturnier statt. Vereinzelt bedienen Menschen mit verlebten Gesichtern einarmige Banditen, die keine einarmigen Banditen mehr sind, weil man heute nur noch Knöpfe drücken muss. „Die Leute wollen unser Geld nicht mehr“, sagt Herr Houshmand, der Leiter der Automatenabteilung, es soll ein Scherz sein, klingt aber eher beleidigt.
Quelle: FAZ.net
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