Abzockerei statt Pokerturnier
ST.GALLEN. Über 900 Poker-Spieler haben sich für das Turnier «Euro live Poker» Ende Mai in den Olma Hallen angemeldet und das Startgeld einbezahlt. Nun wurde das Turnier per Mail abgesagt.
Stefanie Schnelli
Gemessen an der Teilnehmerzahl hätte es das grösste Poker-Turnier der Schweiz werden sollen: 1200 Spieler sollten am «Euro Live Poker» vom 29. und 30. Mai in den Olma-Hallen an den Tischen sitzen. Über Tausend Spieler haben sich angemeldet, mehr als 900 haben den Einsatz von 225 Franken bereits einbezahlt, wie es für die Anmeldung nötig war. Am Montag haben die Teilnehmer nun ein Mail vom Online-Portal Buy-In.ch erhalten, wo sich Poker-Spieler für Turniere anmelden können. Darin wurde mitgeteilt, dass das Turnier nicht stattfinde.
Geschäftsführer in Untersuchungshaft
Der Grund für die Absage: Der Geschäftsführer und Eigentümer der GmbH, die «Euro Live Poker» veranstaltet, ein Mann der sich laut Mail Remo Garone nannte, sitze seit rund zwei Wochen in Untersuchungshaft. «Die Polizei sucht den Mann seit sechs Jahren, unter anderem wegen umfangreichen Betrugs», heisst es weiter. «Die Festnahme hat, soweit wir informiert sind, nicht direkt mit dem Turnier zu tun», heisst es bei Buy-In.ch auf Anfrage. Garone habe in den vergangenen Jahren angeblich immer wieder seinen Namen geändert und sich geschickt dem polizeilichen Zugriff zu entziehen gewusst.
Einsatz verloren?
Als Turnierdirektor für den grossen Poker-Event war der Österreicher Thomas Lamatsch verpflichtet worden, er hat aber später abgesagt. «Er ist einer der bekanntesten Veranstalter in der Szene, eine Koryphäe», so Buy-In.ch.
Die Vertreter der Vista Consult AG wurden vor zehn Tagen von den Behörden über die laufenden Ermittlungen gegen Garone informiert, wie Verwaltungsratsmitglied Roland Beeler bestätigt. Weder Thomas Lamatsch noch die Zuger Treuhandfirma von Garone, hätten mit den Machenschaften des Mannes zu tun, vielmehr seien sie selber Geschädigte, schreibt Buy-In.ch im Mail.
Vorauszahlung nötig
Stephan Schawalder aus Widnau hat sich im Januar für das Pokerturnier angemeldet. Damals allerdings noch ohne den Einsatz von 225 Franken zu bezahlen. «Ich habe dann Ende Februar ein Mail bekommen, ich müsse das Buy-in im Voraus bezahlen. Zuerst war ich erstaunt. Ich weiss aber, dass dies an grossen Turnieren ab und zu so gehandhabt wird und war nicht weiter misstrauisch.» Ob er nun seinen Einsatz oder mindestens einen Teil davon zurückbekommt, weiss er nicht.
Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, wo Garone in Untersuchungshaft sitzt, hält sich zurück: «Wir ermitteln noch.» Zur Zeit könne niemand über die einbezahlten Gelder verfügen.
Zahlungen sind eingegangen
Ralph Engel, Verantwortlicher für CongressEvents bei Olma-Messen St.Gallen, hat ebenfalls gestern von der Absage des Turniers erfahren. Bei den Vorbereitungen habe es keine Probleme gegeben. «Bei uns sind alle Zahlungen termingerecht eingegangen.»
Quelle: <a href="http://www.tagblatt.ch">http://www.tagblatt.ch</a>
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