PokerTek – Technik hat nicht immer Vorrang

Vor etwa zwei Jahren hat es so ausgesehen, als wären elektronische Pokertische die unumgängliche Zukunft des Spiels. Keine zeitraubende Handhabung der Karten mehr, keine langwieriges Stapeln von Chips, alles funktioniert absolut fehlerfrei auf Knopfdruck – und trotzdem sitzt der Gegner leibhaftig vis-a-vis. Selbst die Nevada-Gaming-Commission gab Erlaubnis, die Tische in Las Vegas einzusetzen. Und langsam verschwinden sie wieder.

Wäre es vorstellbar, dass die Menschheit bereit gewesen wäre, auf die Erfindung des Automobils zu verzichten – und weiter auf Pferderücken reist? Würde jemand daran denken, zur Atlantiküberquerung ein Schiff zu nehmen? Das Handy wegwerfen und zurück zum Telefonautomaten – oder gar zu Rauchzeichen? Natürlich, undenkbar! Und plötzlich wird das Pokerspiel durch technische Hilfsmittel vereinfacht: der elektronische Tisch! Und was sagen die Spieler dazu?

Ja, was sagen sie? Vor allem, im Falle von Bad Beats, hört man immer wieder: "Typisch, das ist die Software!" Ich erinnere mich selbst an einen Gegner, der auf mein Reraise mit All-in geantwortet hat. Ich hatte zwei Queens, er zwei Asse. Und er wollte keinen Call. Er tat sein bestes, mich davon zu überzeugen, dass er sie hatte, die Rockets, die American Airlines, bot mir sogar an, zu seinem Platz zu kommen, um sie mir anzusehen. Ich hab's getan, hab mich bedankt und ihm ein Bier versprochen. Und warum hat er das getan? Er hatte Angst vor der Technik.

Ich habe viele Abende, im Casino von Montreal, auf diesen Tischen gespielt. Mir selbst war es eigentlich egal. Die Rake war niedriger und der Ablauf ging schneller. Dass sich manchmal Bad Beats gehäuft haben, gut, wer will behaupten, dass es solche Tage nicht auch am Real Table gibt? Lassen wir uns von der subjektiven Selektion nicht täuschen, so erkennen wir rasch, dass sich statistisch am Ende alles ausgleicht.


Mittlerweile hat das Casino, schon vor Monaten, die Hälfte der elektronischen Tische durch traditionelle ersetzt. Und, obwohl alles langsamer vonstatten geht, obwohl die Rake etwas höher ist, erfreuen sie sich trotzdem größerer Beliebtheit. Vor allem, unter den Gelegenheitsspielern – und, was soll ich sagen, auf die warten wir ja schließlich.

Als in Brasilien noch mit Cruzeiros bezahlt wurde, als sich die Preise Monat für Monat verdoppelten, stellte ich gerne die Frage, wie man am raschesten zum Millionär wird? Antwort: Tausch dein ganzes Geld in Cruzeiros! Und wie wird man am schnellsten arm?

Behalte sie!

Vor zwei Jahren kostete die Aktie von PokerTek, dem Hersteller und Betreiber der elektronischen Tische, rund zehn Dollar. War es nicht verlockend, auf die Zukunft zu spekulieren, den Kapitalzuwachs für die nächsten Jahre schon hochzurechnen? Was besagt ein altes Sprichwort im Börsengeschäft? Aktien verkauft man nicht, man vererbt sie! Ich wünsche eigentlich niemandem, dass er vom Erbe der PokerTek-Aktien abhängig ist. Das folgende Chart zeigt die Entwicklung der letzten zwei Jahre:

Quelle: pokerfirma.de