Berlin - Die Croupière im Casino Berlin ist blond und vollbusig, sie fragt mit dunkler Stimme „Spielen Sie Black Jack mit mir?“ und säuselt „Versuchen Sie Ihr Glück“. Nur ist die Dame nicht aus Fleisch und Blut, sondern rein virtuell auf einem Bildschirm zu sehen. Die echten Croupiers sitzen derweil zu Hause, bei voller Bezahlung.

Seit das Casino Berlin, eine von zwei staatlich zugelassenen Spielbanken in Berlin, Anfang Oktober vom Hotel Park Inn an den Fernsehturm gezogen ist, gibt es dort nur noch 195 Automaten, aber kein klassisches Glücksspiel mehr wie Roulette, Black Jack und Poker.

Von der Eingangskontrolle und der Ein-Euro-Eintrittsgebühr mal abgesehen, unterscheidet sich die Spielbank damit kaum noch von den unzähligen Daddelhallen. Sogar das Rauchen ist erlaubt, anders als im Nichtraucherschutzgesetz für Spielbanken vorgesehen.

35 der 80 Croupiers bekamen am 30.?September per Brief mitgeteilt, dass sie ab sofort freigestellt seien. Die Gründe dafür sind nebulös. Wilfried Kämer, stellvertretender Geschäftsführer der Firma Neue Deutsche Spielcasino, die das Berliner Casino betreibt, begründet den Stopp des klassischen Spiels mit Sicherheitsbedenken.

Streit über Videoüberwachung

Hintergrund ist ein Streit über die Videoüberwachung mit dem Betriebsrat. Eigentlich gibt es da aber eine Entscheidung der Einigungsstelle, aber gegen die klagt die Geschäftsführung. Wo das konkrete Problem liegt, will Kämer nicht sagen. Der Betriebsrat hat seine eigene Theorie.

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Uwe Harberts befürchtet wie auch die Gewerkschaft Verdi, dass die Betreiber das klassische Spiel automatisieren und dadurch Personal einsparen wollen. „Von Automaten geht die größte Suchtgefahr aus“ sagt Harberts. Die Croupiers könnten an den Tischen dafür sorgen, dass sich kein Spieler übernehme. „Das kann kein Automat.“

Zudem ziehe das klassische Spiel ein anderes Klientel an, und das bleibe nun weg. Besonders wenig Verständnis hat Harberts für Einsparungen, da das Abgeordnetenhaus das Spielbankengesetz geändert hat und die Betreiber nur noch 60 statt zuvor 80 Prozent der Gewinne ans Land abführen müssen.

Bei der Spielbank am Potsdamer Platz merkt man die fehlende Konkurrenz. „Wir haben zum ersten Mal seit Jahren ein leichtes Plus im klassischen Spiel“, sagt Geschäftsführer Günter Münstermann. Er hält es für falsch, dass das Casino Berlin kein klassisches Spiel mehr anbietet. „Für unsere Branche ist das nicht gut, das ist unsere Visitenkarte und wir dürfen uns nicht zu reinen Spielhallen machen“, so Münstermann.

Die Aufsicht über das Casino Berlin hat die Senatsinnenverwaltung. Dort heißt es, man werde den klassischen Spielbetrieb wieder anordnen, sobald die Voraussetzungen dafür vorlägen. Man führe Gespräche, um so bald wie möglich eine Regelung für die Videoüberwachung zu finden. Das Casino macht derzeit 5000 Euro Gewinn weniger pro Tag und führt demnach auch weniger Geld ans Land ab.