Zocken adé!
Keine neuen Spielhallen
22. März 2009 18.58 Uhr, Birgit Bürkner
Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe fürchtet um die Abwertung der Kieze und verbietet neue Spielhallen.
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Der Bezirk Mitte wird zur Anti-Zocker-Zone

Der erste Berliner Bezirk wird zur Anti-Zocker-Zone. Baustadtrat Ephraim Gothe (44, SPD) nimmt die Kugel aus dem Roulette. Zur B.Z. sagte er: "Neue Spielhallen werde ich nicht mehr genehmigen." Auf Gothes Schreibtisch stapelten sich in den letzten Monaten Neuanträge für Automaten-Casinos.

"Allein in der Müllerstraße sollen zwölf neue gebaut werden", so Gothe. Erstmals lehnte er jetzt einen Antrag ab. Seine Begründung: "Eine zu starke Häufung der Betriebe. Dies wird zur Abwertung des gesamten Viertels führen."

2200 Geldspielautomaten gibt es in Berlin. Bisher hatten die Bezirke gegen neue Flipper-Höllen keine Handhabe. Selbst die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stufte die Möglichkeit, diese mit geltendem Planungsrecht zu verhindern, als begrenzt ein. "Natürlich riskiere ich einen Widerspruch", sagt Gothe. "Es ist ein Versuch." Eine Erklärung für die Antragsflut hat er nicht.

Auch in anderen Bezirken nahm die Zahl der Anfragen rasant zu.

B.Z.-LISTE

Vier weitere Verbote, die in Berlin gelten

* Rauchverbot herrscht auf den 72 Spielplätzen in Reinickendorf.
* Für Teile des Alexanderplatzes gilt seit Anfang des Jahres ein Alkoholverbot.
* In der historischen Mitte Berlins dürfen keine Satelliten-Schüsseln angebracht werden.
* Grillverbot gilt für den Großen Tiergarten. Nur auf ausgewiesenen Flächen erlaubt.

In Tempelhof-Schöneberg hat sie sich binnen eines Jahres von 12 auf 24 (2008) verdoppelt. Seit Januar liegen schon wieder fünf neue Anträge im Rathaus Schöneberg vor.

In der City West wurden allein im letzten Quartal 2008 Pläne für zwölf neue Spielhallen eingereicht. In der Uhlandstraße sollen vier neue entstehen, in der Wilmersdorfer zwei.

Ein Poker-Duell zwischen Wirtschaft und Politik, Ausgang offen.