Bwin: EU mauert gegen Liberalisierungen

Der EU-Online-Glücksspielmarkt bleibt weiterhin rechtlich zersplittert. Bwin ist dennoch auf Einkaufstour und will den Pokeranbieter WPTE übernehmen.


Für Online-Glücksspiel*anbieter Bwin wird es ein heißer Herbst: Am 8. September entscheidet der Europäische Gerichtshof (EuGH) darüber, ob ein nationales Sport*wetten*monopol in Portugal mit geltendem Europarecht *vereinbar ist. Beklagter ist die Glücksspielautorität in *Portugal, die ihrerseits Bußgelder, unter anderen gegen Bwin, verhängt hatte. Denn nach „nationalem portugiesischem Recht darf alleine Santa Casa in Portugal Sportwetten anbieten", erklärt Glücksspielanwalt Martin Arendts.

Und Portugal ist nicht das einzige EU-Land, wo diese Rechtsfragen geklärt werden sollen: In seinem Schlussantrag an den EuGH vom 16. Juli dieses Jahres plädiert Generalanwalt Paolo Mengozzi dafür, Bwin in Spanien nicht von der Gewinnsteuer zu befreien. Die Kommission hat zuvor die Steuerpflicht von Bwin wegen Diskriminierung im Vergleich mit von der Steuer befreiten öffentlichen oder gemeinnützigen Glücksspielanbietern in Frage gestellt - „der Steuerstreit ist programmiert", so Bwin-Sprecher *Kevin O'Neal.

Der EuGH soll diese Frage nun im November entscheiden. Auch in Frankreich will Bwin aktiv bleiben: Ab 1. Jänner 2010 gilt ein liberaleres Glücksspielgesetz. Dennoch werden sich die Lizenzen für Bwin dort um ein weiteres Quartal verschieben, so O'Neal. In Italien ist Bwin vergleichsweise erfolgreicher, vor allem mit dem Pokerspiel.

Poker wird Cashcow

Poker hat sich überhaupt zur Cashcow des Unternehmens gemausert: Der Nettoumsatz liegt hier im ersten Halbjahr 2009 bei 48 Millionen €, das sind fast 27 Prozent Umsatzanteil; im Vergleichszeitraum 2008 waren es noch 21 Prozent. Deshalb will Bwin in diesem Bereich weiter wachsen: Laut gutinformierten Kreisen will Bwin die Pokerfirma World Poker Tour Enterprises (WPTE) übernehmen. Der Übernahmewert: zehn Millionen US-Dollar. Bwin hält sich bedeckt: „Das ist noch nicht spruchreif", so O'Neal.

Insgesamt ist der Umsatz von Bwin um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalb*jahr gestiegen, doch der Nettoumsatz von 180 Millionen € ist im Halbjahr gleich geblieben. Der Grund: Der Ertrag je Spieler ist krisenbedingt um sechs Prozent im zweiten Quartal gefallen. Am Brutto-umsatz von bis zu 450 Milionen € bis Jahresende hält Bwin-Chef Norbert Teufelberger fest, ebenso an einer Dividendenquote zwischen 30 und 50 Prozent.