Vom Glück, Steuern auf intelligente Art einzuheben
Wieder nicht. Die Italiener schaffen es seit sieben Monaten nicht, den Lotto-Jackpot zu knacken. Vorwerfen kann man ihnen das nicht, liegt doch die Chance, aus 90 möglichen die sechs richtigen Zahlen zu erraten, bei 1 zu 623.000.000.
Für den Finanzminister liegt die Chance auf den Jackpot hingegen bei 100 Prozent. Er hat heuer schon fast eine Milliarde Euro eingenommen,
Warum wir uns hier mit dem Glücksspiel beschäftigen? Nun - von dort ist es nur ein kurzer Weg zur Steuerpolitik.
Das Lotto ist eine intelligente Form, Zwangsabgaben einzuheben. Es klingelt im Staatssäckel, ohne dass die Steuerzahler murren. Besser kann man die Steuerregel von Jean-Baptiste Colbert nicht umsetzen. Der Finanzminister von König Ludwig XIV. fasste sein fiskalisches Credo bekanntlich so zusammen: „Die Kunst der Besteuerung besteht ganz einfach darin, die Gans so zu rupfen, dass man möglichst viel Federn bei möglichst wenig Geschrei erhält."
In Italien, dem Land der Vogelfänger, wird nun gefordert, das Glück - das bekanntlich ein Vogerl ist -, einzufangen. Die hohen Summen, die es zu gewinnen gibt, würden die psychologische und wirtschaftliche Gesundheit der Spieler gefährden. Ein Richter entscheidet, ob es beim Jackpot eine Obergrenze geben soll. Er sollte Nestroy lesen, bevor er das Urteil spricht: „Man redet gegen die Lotterie, ohne zu bedenken, dass sie die einzige Spekulation der Armen ist. Die Lotterie verbieten: dem das Reich der Träume verwahren, dem die Wirklichkeit ohnedies nichts geboten." Nestroy weist uns über die Spekulation den Weg zur Börse. Obwohl bei der Lotterie, der Börse des kleinen Mannes, der Totalverlust höchstwahrscheinlich ist, schreckt niemand vor dem Einsatz zurück. Wohl deshalb, weil dort nur Göttin Fortuna die Hand im Spiel hat, aber an der Börse.?.?. Bleibt man bei der Parallele zum Lotto, ist die Börsenumsatzsteuer eine intelligente Steuer ist, die nur wenig Schmerzen bereitete.
Als eher ungeschickte Steuereintreiber haben sich dagegen die Deutschen erwiesen. Das 2005 erlassene Steuerehrlichkeitsgesetz hat seine Wirkung verfehlt. Die Bundesbürger flohen in Scharen - auch nach Österreich. Die deutsche Finanz hätte sich besser an das gehalten, was Preußenkönig Friedrich II., zu Steuern zu sagen hatte. „Die große Kunst besteht nur darin, die Summen zu erheben, ohne die Staatsbürger zu bedrücken." Das wäre auch eine Richtschnur für ein einfacheres Steuersystem. Die Steuererklärung richtig auszufüllen, kommt ja derzeit einem Fünfer mit Zusatzzahl gleich. Und ohne Joker in Gestalt eines Steuerberaters gilt für den Ausgang jedes Steuerverfahrens der Lotto-Slogan: „Alles ist möglich!"
Quelle: salzburg.com
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