Die goldenen Zeiten sind für die Casinos vorbei
Bei den Spielbanken sacken die Erträge bis zu einem Fünftel ein. Schuld daran ist nicht nur die Krise, sondern viel mehr das Rauchverbot und die zunehmende Konkurrenz. Einzige Ausnahme: Das Grand Casino Baden.
Die Zahlen sprechen für sich: Im Casino St. Gallen sind die Bruttospielerträge seit Anfang Jahr um 22 Prozent eingebrochen. Grund für den Einbruch ist das Rauchverbot, das seit dem ersten Oktober 2008 gilt. Doch es gibt einen Lichtblick am Horizont: Seit Juni hat das Casino einen Spielbereich, in dem geraucht werden darf.
Im Gegensatz zum vorherigen Fumoir, wo absolutes Spielverbot herrschte, können die Zocker in diesem Bereich gleichzeitig rauchen und spielen. In den neuen Raucherbereich hat das Casino 95`000 Franken investiert. «Die Massnahme hat sich bereits ausbezahlt», sagt Direktor Massimo Schawalder. Viele rauchende Gäste konnten zurück gewonnen werden. Der Gästefranken, also die Ausgaben pro Kopf, hat sich um 20 Prozent erhöht.
Massiver Einbruch
Auch beim Grand Casino Basel sind die Zeiten der starken Zuwachsraten vorbei. Seit Anfang Jahr kamen 8 Prozent weniger Besucher. Der Bruttospielertrag ist zwar mit einem Minus von 5 Prozent moderat, doch auf den 1. April 2010 tritt auch im Kanton Basel-Stadt ein restriktives Rauchverbot in Kraft. Die Folgen für den Betrieb sind klar: Der Umsatz könnte um bis zu einem Viertel einbrechen, schätzt Direktor Michael Favrod.
Die gesamte Branche verlor im ersten Quartal dieses Jahres rund 9 Prozent. «Das ist ein massiver Einbruch», klagt Marc Friedrich vom Schweizer Casino Verband. Zu schaffen macht den Casinos nicht nur der wirtschaftliche Abschwung und das Rauchverbot, sondern auch die zunehmende Konkurrenz durch Online-Anbieter und private Pokerturniere.
«Es hat eine Sättigung stattgefunden»
Ein anderes Bild zeigt sich in Baden, dort ist die Zockerwelt noch in Ordnung. Das Grand Casino wächst von Jahr zu Jahr, wenn auch nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren: «Wir sind auf Kurs und zuversichtlich, dass wir unsere Erträge sogar leicht steigern können», sagt CEO Detlef Brose. Die zweitgrösste Schweizer Spielbank hat im vergangenen Jahr einen Bruttospielertrag von über 110 Millionen Franken eingenommen.
Nicht nur beim Spielertrag konnte das Grand Casino Baden zulegen. «Auch bei den Besucherzahlen sind wir 6 Prozent im Plus», so Brose. Allerdings geben die Besucher weniger aus. Ob das Grand Casino Baden den Umsatz dieses Jahr steigern kann, ist noch nicht klar, auch wenn es auf dem besten Weg dazu ist. CEO Detlef Brose will sich nicht zu stark aus dem Fenster lehnen: «Wir hoffen auf ein starkes viertes Quartal», sagt er. Auch Schawalder vom Casino St. Gallen gibt sich bedeckt: «Für eine Prognose ist es jetzt noch zu früh.»
Klar ist aber: Die jährlichen Zuwachsraten von bis zu 15 Prozent in den vergangenen Jahren sind vorbei. «Es hat eine Sättigung stattgefunden», sagt Martin Vogel vom Verband Swiss Casinos, in dem die drei Casinos St. Gallen, Schaffhausen und Pfäffikon vereint sind.
Auch Massimo Schawalder vom Casino St. Gallen blickt pessimistisch in die Zukunft. Die Zahlen von 2007, damals lag der Bruttospielertrag bei über 51 Millionen Franken, werde man nie mehr erreichen. «Wenn wir in den nächsten Jahren wieder auf den Ertrag von 2007 Minus 10 Prozent kommen, wäre ich schon sehr zufrieden.»
Quelle:cash.ch
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