Das Spiel mit dem Glück wird wieder beliebter
Toto-Lotto verbucht Einnahmeplus von 6,5 Prozent - Immer mehr Automaten in privaten Hallen verführen zum Spiel
STUTTGART. Die Pechsträhne der staatlichen Lottogesellschaft ist beendet: Nach Jahren sinkender Einnahmen kommt das Spiel mit dem Glück wieder besser an. An den Spielbanken geht der Aufwärtstrend jedoch vorbei. Dort befinden sich die Umsätze weiter im Sinkflug.
Vor 2008 war alles besser - zumindest für das staatliche Glücksspiel. Denn in diesem Jahr erlegte ihm das Bundesverfassungsgericht eine neue Verpflichtung auf: dass es der Spielsucht den Kampf ansagen muss. Nur dann sei das staatliche Glücksspielmonopol rechtmäßig. Also wandelte sich die Werbung, potenzielle Kunden zum Spielen zu animieren kam nicht mehr infrage. Außerdem verschwanden "spielsuchtfördernde Spielformen" wie SMS-Wetten, für Sportwetten wurde eine Kundenkarte eingeführt, von der sich vor allem ältere Kunden abschrecken ließen. Die Folge: Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen der Toto-Lotto GmbH bei 865,3 Millionen. Im Jahr 2001 waren es noch 1,1 Milliarden gewesen.
Doch die Zeit der finanziellen Hiobsbotschaften ist für das Unternehmen vorerst vorbei. Im ersten Halbjahr 2009 verbuchte es Spieleinsätze von 467 Millionen Euro. Ein Plus von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund dafür sei der Jackpot, der Ende Januar geknackt wurde und der 35 Millionen Euro betragen hatte, schreibt das Innenministerium in seiner Antwort auf eine parteiübergreifende Anfrage. Zudem habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwei zusätzliche Sonderauslosungen gegeben.
Über wachsende Umsätze darf sich auch das illegale Glücksspiel im Internet freuen - zum Verdruss des Landes. Zwischen Januar 2008 und August 2009 ließ es 43 Verfahren gegen Internet-Glücksspielanbieter eröffnen. Dabei handelte es sich vor allem um Sportwetten und Poker, aber auch Roulette und Black Jack. "Dabei wurden mehrfach Zwangsgelder in Höhe von jeweils 50 000 Euro verhängt, die überwiegend vollstreckt wurden", schreibt das Ministerium.
Auf dem Rückzug befinden sich die Kunden jedoch in den staatlichen Spielbanken. Wurde im Jahr 2005 in allen drei Spielbanken (Baden-Baden, Konstanz und Stuttgart) noch ein Ertrag von 106 Millionen Euro erzielt, erwartet das Land für das Jahr 2009 nur rund 71 Millionen Euro. Die Gründe für den Rückgang? Durch das gesetzlich eingeführte Rauchverbot ließen sich viele Kunde abschrecken, ist das Ministerium überzeugt. Hinzu kämen negativ wirkende Zugangskontrollen. Außerdem hätten die Spielbanken viele Kunden an die privaten Spielhallen verloren.
Denn so eifrig das Land die Spielsucht auch bekämpft, der Markt mit Spielautomaten floriert. In den Jahren 2000 bis 2008 hat die Zahl solcher Automaten in Spielhallen um 71,3 Prozent zugenommen. In der 2006 novellierten Spielverordnung wurde die Laufzeit an Automaten pro Spiel verkürzt und der maximale Stundenverlust erhöht. Laut Experten steigert sich damit die Suchtgefahr. Doch das Land hält nichts davon, diese Neuregelungen wieder rückgängig zu machen. "Die Vorgabe einer Mindestspieldauer würde möglicherweise zum wirtschaftlichen Aus für das gewerbliche Spiel führen", schreibt das Ministerium.
Quelle: stuttgarter nachrichten
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