Für 10 Mrd. Euro wird illegal gezockt

Für Casinos-Austria-Chef Karl Stoss muss das neue Glücksspielgesetz vor allem den illegalen Wildwuchs bei Automaten und im Internet eindämmen. Bei der Vergabe der Casino- und Lotterielizenzen sei „alles möglich“.

Innsbruck – Gerade in Tirol nehme der Vormarsch an illegalen Spielautomaten zu, schildert Casinos-Austria-Chef Karl Stoss. „Das geschieht in einem Ausmaß, das unerträglich ist.“ An schätzungsweise 1500 bis 2000 Automaten wird in Tirol illegal gezockt, mit Brennpunkt entlang der Inntal-Autobahn.

Auch im Internet sei der illegale Wildwuchs eklatant. „50 Prozent des Marktanteils werden vom Ausland abgesaugt“, sagt Stoss. Internet-Anbieter hätten zwar mit legalen Wettangeboten begonnen, ihre Angebote aber etwa um Pokerspiele erweitert: „Und das ist illegal“, so Stoss. „Ich kann auch nicht mit 200 über die Autobahn rasen und hoffen, dass es irgendwann legal wird.“ Er zitiert eine Studie von Kreuzer, Fischer & Partner. Demnach setzen die Österreicher 13 Mrd. Euro bei Glücksspielen ein, davon drei Milliarden bei den Casinos Austria. „Wäre das Monopol wirksam, hätten wir die gesamten 13 Milliarden“, so Stoss.

Das Monopol ist es auch, weshalb das Glücksspielgesetz nun novelliert wird. Laut dem Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs verstößt das Glücksspielmonopol gegen EU-Recht. Anbieter aus dem EU-Ausland würden diskriminiert, daher werden heuer auch sechs von 12 Casinolizenzen – darunter die für Innsbruck – erstmals EU-weit ausgeschrieben. Damit könnten ausländische Anbieter den Casinos Austria die Standorte streitig machen. „Theoretisch ist vieles möglich“, sagt Stoss: „Dass sich etwa Frankreich oder Italien interessieren und es als Sprungbrett für den Osten nutzen.“ Abzuwarten sei, ob die Lizenzen als Paket oder einzeln ausgeschrieben werden. „Damit könnte der Bund das Rosinenpicken verhindern.“ Vor allem Wien gilt als begehrter Standort.

Stoss begrüßt die Aussage des EuGH-Anwalts. „Wir haben nichts gegen Wettbewerb, aber nur wenn dieselben Voraussetzungen gelten.“ Hauptthema sind die Steuern. Anbieter mit Sitz in Gibraltar etwa könnten mit einer „Steuerlast“ von einem Prozent wirtschaften, so Stoss. Die Casinos Austria führen hingegen zwischen 50 % und 76 % vom Bruttospielertrag an den Finanzminister ab: Zuletzt waren es 540 Mio. Euro, davon kamen 400 Mio. aus den Lotterien. Auch die Lotterie-lizenz wird neu ausgeschrieben.

Wenn demnächst das heimische Glücksspielgesetz geändert wird, müsse der Bund auch streng reglementieren, um illegales Glücksspiel einzudämmen: „Sonst kann man dem Wildwuchs nicht mehr Herr werden“, glaubt Stoss. Für 65.000 Menschen sind derzeit die Türen zu heimischen Casinos geschlossen. „Die können aber zum Gastwirt ums Eck gehen und weiterspielen“, sagt Stoss. „Und dort kann man ja nicht jedem den Pass abnehmen, wenn er aufs Klo geht.“ 7500 Automaten stehen in Wien, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, wo das kleine Glücksspiel erlaubt ist. Weitere 18.000 Automaten werden in Österreich illegal betrieben. Der Bund dürfte nun die Zahl der Automaten vorgeben – angedacht sind 12.000 in Österreich – und an einen Zentralrechner anschließen. Tirol und Vorarlberg bleiben bei ihrer Haltung: Gar keine wilden Automaten.

Quelle:tt.com