Wohin rollt die Casino-Kugel?

Bad Homburg. OB Dr. Ursula Jungherr (CDU) und ihr Nachfolger im Amt, Michael Korwisi (Grüne), sind nun wirklich nicht das, was man gemeinhin Spieler nennt. Dennoch dürfte beider Blick in diesen Tagen Richtung Spielbank schweifen – aus Sorge, nicht aus Sehnsucht. Ähnlich sorgenvoll ist die Miene von Direktor Andreas Krautwald. Der ist eigentlich für den Spielbetrieb zuständig. Doch in letzter Zeit muss er sich mehr und mehr auch Gedanken um das Eventmanagement des Casinos machen. Die traditionsreiche Spielbank im Kurpark hat schwer zu kämpfen.

Hintergrund: Seit der Ratifizierung des Staatsvertrags im Januar 2008 sehen sich Krautwald und Co. einem Ungleichgewicht in der Behandlung von Spielbanken und Spielhallen ausgesetzt. Dieses hat gravierende wirtschaftliche Folgen für die «Mutter von Monte Carlo»: Im vergangenen Jahr sank der Spielerlös bereits um 23 Prozent. In diesem Jahr verzeichnet man bis dato erneut ein Minus von knapp 13 Prozent. Krautwald: «Damit liegen wir zwar noch besser als der bundesweite Schnitt, dennoch durchleben wir schwierige Zeiten, die Situation hat sich dramatisch verschlechtert.» Und so schrumpft auch die Abgabe an die Stadt immer weiter zusammen. Immerhin habe man keine Mitarbeiter entlassen müssen. Krautwald hofft, dass die Politik reagiert: «Wir brauchen gleiche Rahmenbedingungen.»


Der Staatsvertrag verbietet den Casinos jegliche Werbung fürs Glücksspiel. Außerdem sind strenge Einlasskontrollen vorgeschrieben. Bei den Spielhallen hingegen greife das Regelwerk gar nicht oder zumindest nur unzureichend. Spieler, die in einer Spielbank gesperrt seien, könnten weiterhin in den Spielhallen zocken. «Dabei funktionieren die Automaten nach dem gleichen Spielsystem», so Krautwald. Der Spielbankdirektor kann das Verhalten der Politik nicht verstehen. Der Staatsvertrag sei abgeschlossen worden, um die Spielsucht zu bekämpfen, die Jugend zu schützen und um Gefahren vorzubeugen, «doch die Spielhallen bleiben davon unberührt».

All das führe dazu, dass der Trend zum gewerblichen Glücksspiel gehe. Eine These, die Krautwald mit Fakten belegen kann. Allein im Einzugsgebiet der Homburger Spielbank gebe es rund 500 Spielhallen mit etwa 7000 Automaten. Hinzu kämen 5000 Automaten in gastronomischen Betrieben – es herrscht Niederlassungsfreiheit.

Quelle:fnb.de