Glücksspiel: Gefahr im Internet
Im Gegensatz zu Spielbanken gibt es beim Glücksspiel im Internet kaum Kontrollen. Unseriöse Anbieter sind eine Gefahr – nicht nur für Spielsüchtige und Jugendliche.
Robert Mertens hat online gezockt, jahrelang. Das anonyme Spiel am eigenen Rechner, die Möglichkeit, jederzeit spielen zu können hatte für Robert Mertens fatale Folgen: Die Einsätze stiegen, er verlor die Kontrolle. Das Ergebnis: Spielsucht! Zum Schluss hatte er über 30.000 Euro Schulden. Deshalb möchte er anonym bleiben, seinen Namen haben wir geändert.
Das lange Warten auf den Gewinn
Gewinne sind in Online-Casinos durchaus möglich. Aber auf das Geld können die Spieler lange warten – selbst wenn sie den Jackpot knacken sollten. Während die Einzahlung sekundenschnell vonstattengeht, dauert die Auszahlung Tage, manchmal auch mehrere Wochen. Dahinter steckt das Kalkül der Betreiber. Während die Spieler auf ihre Gewinne warten, ist das Geld permanent verfügbar – für neue Spiele. Für Gelegenheitsspieler ist das ein bloßes Ärgernis, für Spielsüchtige wie Robert Mertens eine Qual. Der Drang zu spielen war bei ihm so stark, dass Gewinne so gut wie nie bei ihm angekommen sind.
Gefährliches Spiel
Schicksale, wie das von Robert Mertens, sind Klaus Wölfling bestens bekannt. Er hat Internet-Spielsucht an der Universität Mainz erforscht. Online-Casinos stuft er aus folgenden Gründen als gefährlich ein:
* Im Internet gebe es keine Öffnungszeiten – 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche könne an den virtuellen Spieltischen gesetzt werden.
* Das anonyme Spiel, alleine von zuhause, verleite die Spieler zu mehr Risikobereitschaft. Ohne Interaktion mit anderen Spielern könnetn die Online-Casinogänger ihr Spielverhalten nicht mehr realistisch einschätzen.
* Das Spiel in Online-Casinos sei extrem schnell. Die Zeitspanne zwischen Einsatz und Gewinn oder Verlust, betrage in der Regel nur wenige Sekunden. Eine hohe Spielgeschwindigkeit könne aber schnell zum Kontrollverlust führen. Statt über das gerade verlorene Geld nachzudenken, versuche der Spieler in immer neuen Spielrunden seine Verluste auszugleichen.
Kleine Inseln, große Profite
Reinhold Schmitt kennt die Branche. Er betreibt eines der größten deutschen Informationsportale über Glücksspiel in Deutschland. Seine Einschätzung der Online-Casinos: 30 Prozent arbeiten unseriös. Das heißt: Fast jedes dritte Online-Casino manipuliert. Vor allem die Software, mit denen gearbeitet wird, stuft er kritisch ein. Leicht könne etwa beim Roulette eingestellt werden, dass die Kugel nicht auf einer bestimmten Zahl landet, so Schmitt. Der Spieler verliert, die Betreiber gewinnen. Viele Online-Casinos haben ihren Firmensitz in Steueroasen und Staaten in der Karibik und Südamerika, wie etwa Antigua, Curacao oder Costa Rica. Auf Antigua hat Reinhold Schmitt vor Ort nachgeforscht. Sein Fazit: Kontrolle ist die Ausnahme.
Von Rechten und Pflichten
In Internetforen machen geprellte Spieler ihrem Ärger Luft. Die Skala der Beschwerden reicht dabei von schlechtem Service bis zu nicht ausgezahlten Gewinnen. Gerät ein Spieler tatsächlich an einen Betrüger, hat er vor Gericht schlechte Karten. Rechtsanwalt Markus Ruttig erklärt, dass deutsche Gerichte im Streitfall nicht zuständig seien. Wenn überhaupt, müssten betrogene Spieler am Ort des Firmensitzes klagen. Dabei ist noch fraglich, ob sich die Kosten für ein Gerichtsverfahrens, zum Beispiel auf Antigua, überhaupt lohnen.
Dabei handeln die Spieler selbst kriminell. Laut Glücksspielstaatsvertrag sind das Anbieten und die Teilnahme an Online-Glücksspielen illegal. Jeder, der im Netz zockt, macht sich strafbar. Bislang wurden allerdings nur sehr wenige Spieler verurteilt.
Die Betreiber können erstmal ungestört weitermachen. Die Bezirksregierung Düsseldorf ist per Gesetz zur Bekämpfung von Online-Casinos verpflichtet. Bisher ist sie aber gegen noch kein Casino vorgegangen.
Im folgenden das Video
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