USA lassen Glücksspielportale überleben

Unter den Anbietern von Online-Glücksspielen bahnt sich eine Fusionswelle an. Davon gehen Kenner der Branche aus, nachdem der führende Anbieter Partygaming eine glimpfliche finanzielle Einigung mit dem US-Justizministerium erzielt hat.

Die Behörde hatte zuvor gedroht, Partygaming wegen illegaler Geschäfte auf dem US-Markt anzuklagen. Die Wendung ließ die Börsenkurse von Anbietern wie 888 und Sportingbetam Dienstag um bis zu zwölf Prozent anziehen. Der Kurs von Partygaming legte zeitweise um bis zu 19,9 Prozent auf 263 Pence zu.

Hintergrund der Euphorie: Nach zwei Jahren Rechtsunsicherheit wird nun wieder finanzielle Planungsstabilität in der Wachstumsbranche herrschen. "Ab jetzt kann Partygaming eine berechenbare Strategie entwickeln", sagte Ivor Jones, Analyst des Aktienhändlers Evolution Securities. In einem Abkommen mit dem US-Justizministerium hat sich Partygaming - Eigentümer der beliebten Poker-Website Partypoker - verpflichtet, bis 2012 insgesamt 105 Mio. USD zu zahlen. Damit sind alle juristischen Ansprüche abgegolten. Ähnlichen Konditionen dürften sich auch die Rivalen von Partygaming gegenübersehen, die noch mit den US-Behörden verhandeln.

Die Einigung ist der wichtigste Meilenstein der noch jungen Branche. Die Anbieter operierten in den USA, dem umsatzstärksten Glücksspielmarkt der Welt, lange Zeit ohne klare Rechtsgrundlage. Partygaming etwa bot dort schon ab 1997 - und bis zum Rückzug neun Jahre später - Onlinespiele an. Erst 2006 erließ die US-Regierung ein Gesetz, das einen restriktiven Rechtsrahmen für Online-Glücksspiele schuf und in den USA das vorläufige Aus für ausländische Anbieter wie Partygaming bedeutete.

Für die Zeit vor 2006 machten US-Staatsanwälte jedoch Ansprüche gegen Unternehmen wie Partygaming geltend. Über die Strafe wurde zwei Jahre lang gerungen - bis Dienstag. Im Extremfall hätte sie die Anbieter in die Insolvenz getrieben. Die Einigung eröffnet laut einigen Experten nun sogar die mittelfristige Rückkehr auf den US-Markt. "In nicht allzu ferner Zukunft" könnte es für Partygaming wieder ein Geschäftsfeld in den USA geben, hieß es vonseiten des Unternehmens bereits Mitte März.

In der Online-Glücksspielbranche - die Unternehmen bieten auch Bingo, Sportwetten und Roulette über das Internet an - ist Größe der entscheidende Faktor. Die virtuellen Pokertische und Kasinos ziehen sich permanent gegenseitig Spieler ab. Die Treue zum jeweiligen Anbieter ist gering. Entsprechend dürften sich die Anbieter nun für eine Übernahmeschlacht rüsten, um ihre Spieltische besser auszulasten.

"Wir sind nun zuversichtlich, dass wir Zugang zu Kapital bekommen, um unsere Pläne mit Bezug auf mögliche Übernahmen zu verwirklichen", sagte Partygaming-Vorstandschef Jim Ryan am Dienstag gegenüber Reportern. Man habe bereits eine Reihe potenzieller Deals durchgespielt.

Quelle: Wissen.de / Financial Times Deutschland