• 4. Tag – Besuch bei Freunden

        Es ist Freitag und wir packen unsere Taschen für einige Tage NRW.
        Meine Frau hat einen Besuch bei Freunden im Ruhrpott vereinbart/beschlossen.
        Eine nette Familie die wir auf unserer letzten Camper-Tour in den Schweizer Bergen kennengelernt haben. Das passt, denke ich mir und gleich drei Spielbanken im Einzugsgebiet.
        Ich packe mir vorsichtshalber nicht nur die Permanenzen für Hohensyburg, Aachen und Bad Neuenahr ein, nein auch noch für Duisburg.
        Ich freue mich schon auf meine Spiele, doch im eigentlichen Sinne spiele ich ja nicht nach meinen Regeln, denn ich kenne bereits die Zahlen des Abends.
        Weil nur 15 KM entfernt, habe ich mich als erstes für Bad Neuenahr entschieden.

        Ich schaue mich ein wenig um und schnappe mir mein Permanenzblatt der Spielbank Bad Neuenahr zum Mitschreiben.
        Ich tue so, als ob ich die gefallenen Zahlen notiere, in welche Richtung die Kugel geworfen wurde und welche Wurfweite sich ergibt.
        In der letzten Spalte notiere ich irgendwelche Besonderheiten.

        Anhand meiner Vorbereitung weiß ich, wann der Croupier besonders gleichmäßig wirft und identische Wurfweiten produziert.
        Tischnachbarn interessiert natürlich was ich da für hochintelligent Berechnungen anstelle, aber ich weiss ja welche Zahlen kommen und damit auch meine Gelegenheit mich in unverdienter Hochachtung zu aalen.

        5/8/28/7/36/27/9/14 sind die kommenden Zahlen. Nach der „28“ steige ich ein und annonciere: „7 ZwoZwo a 50 bitte.“
        Der Croupier wiederholt brav meine Ansage und weil noch genug Zeit ist, setzt er die Stücke aus. Am Tisch ist nicht viel los und auch sonst habe ich den Eindruck, meine Stückgröße für Pleinsätze ist nicht selten.
        Gut so, das kommt mir entgegen.

        Erwartungsgemäß kassiere ich für meinen Treffer einen Gewinn in Höhe von 1.750,- Euro, das Einsatzstück bekommen die Angestellten.
        Der Croupier wartet kurz auf meine Ansage, ich schaue ihm tief in die Augen und frage ihn, ob er nicht eine Idee hätte.
        Die Standardantwort auf diese Frage kennt jeder Spieler und so entgegne ich: „ Na wenn Sie schon keine Idee haben, dann habe ich auch keine!“.

        Ich warte ab, bis er die „36“ wirft, um danach gleich die „13“ und ihre beiden Nachbarn mit 200,- zu belegen. Diesmal setze ich selber aus.
        Der Croupier dreht ab und wirft die Kugel ein, wie ich es schon unzählige Male gesehen habe. Es herrscht Ruhe am Tisch und die Absage nehmen alle gelassen entgegen. Auch nach der Absage werden Einsätze zumindest geduldet, nur sollte es der ältere Herr im hellen Sakko nicht übertreiben, denke ich mir.

        „27, Rot, Impair, Passe, drei Stücke aus der Kleinen Serie. Keine weiteren Annoncen.“, der Croupier scheint mit seinem Wurf zufrieden zu sein. Ich bekomme 7.000,- Euro in Jetons ausgezahlt und jetzt werden auch die Zocker auf mich aufmerksam.
        „Wahnsinn!“ höre ich von rechts, „Wie machen Sie das nur?“ Und ich antworte ihm ausweichend: „Schau mal auf die Permanenz!“
        Was ich damit meinen würde, schließlich versteht ein Zocker nicht sehr viel vom Spiel.

        Ich erkläre ihm, dass ich auf Wurfweitenwiederholung spiele. w:
        Die „8“ liegt in der Nähe der „5“, die „7“ liegt gleich neben der „28“ und wie die „36“ und die „27“ zueinander stehen, wird er schon selber herausfinden.
        „Und was ist mit den anderen Zahlen?“ fragt der Zocker?
        Ich sage zu ihm: „Das funktioniert nur, wenn der Croupier in Uhrzeigersinn dreht. „Aha“ bekomme ich zur Antwort, so ganz verstanden hat er mich nicht.

        Nun landet die Kugel in der „9“ und ich frage den Zocker, was er denn nun spielen würde. Er meint: „Mit absoluter Sicherheit die 9 und die anderen Zahlen um die 9.“ Ich nicke, setze und gewinne.
        „Es reicht,“ sage ich zum verdutzten Zocker, der vor lauter Angst vor sich selbst nicht einmal auf seine selbst getippte Zahl gesetzt hatte. Er stellt sich als Automatenaufsteller J.Blum vor. Für was das J, steht weiss er nicht mehr weil er vergesslich ist wie er sagt. Damit er hier flüssig bleiben kann, hat er sich zur Sicherheit "jblum4802" auf einen 2er Jeton geritzt und den habe er sicher in der Arschtasche verstaut.
        Er sagt dass wäre seine eiserne Reserve und das letzte Stück was er setzt, bevor er im Eingangsbereich am Geldautomet noch einmal 20€ zieht.

        Weil er eben vergesslich ist steht auf dem letzten Jeton sein PIN für die Bankkarte. Damit er sicher sein kann dass es auch sein PIN ist, hat er zusätzlich seinen Namen dazu geschrieben, denn man kann ja nie wiessen ob nicht irgendein Gast ihm einen Jeton untergejubelt hat.
        Im Casino laufen nur Verbrecher rum sagt er. Ich lade ihm zum essen ein „vielleicht spielen wir nachher noch mal.“ Vergnügt verlassen wir den Saal.

        Für diesen Abend hatte ich mir mehrere Permanenzabschnitte herausgesucht, wo ich mit einem Wurfweitenmodell gewonnen hätte.
        Einmal hab ich sogar besonders hoch gesetzt und absichtlich verloren. Warum nicht Automaten-Blum mal zeigen, dass so etwas nicht immer funktioniert.

        Bad Neuenahr strahlt eine gewisse Sattheit aus, alles sehr prunkvoll eingerichtet um die unerfahrenen Spieler zu blenden. Ich habe mir erlaubt, mir diesen Abend mit 75.000,- vergüten zu lassen.
        Blum traute sich nicht mehr zu setzen. Das ist gut so,
        denn ich will keinen zum Spielen verführen.

        Fortsetzung folgt am16.03.