Schon mal beim Roulette-Spielen den Croupier oder das Casino verflucht? Aufgepasst: Auf den Tischen kleben Mikros, die jedes Wort aufzeichnen. Darüber wird der Besucher nicht informiert.
Michael Favrod, Direktor des Casino Zürich, beschwichigt: «Niemand hört die Gespräche am Tisch mit.» Das sei aus Kapazitätsgründen gar nicht möglich. Dass jedes Wort aufgezeichnet werde, sei eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme. Sind die Einsätze am Roulette-Tisch gemacht, beendet der Croupier die Runde mit einer Handbewegung und einem «Rien ne va plus.» Verhört sich ein Gast in der Hitze des Gefechts, entsteht schnell Uneinigkeit.
Die Datenschutz-Beauftragte rät zu Transparenz
«Bei einem Missverständnis haben wir dann die Möglichkeit, einerseits dank den Filmaufnahmen die Handbewegung zu überprüfen, andererseits zu kontrollieren ob das «Rien ne va plus» genug deutlich war», sagt Favrod. Die Aufnahmen werden zwar nach geraumer Zeit wieder gelöscht, doch dass jedes Gespräch am Roulette-Tisch aufgenommen wird, darüber wird der Casino-Besucher im Dunkeln gelassen. «Nirgends wird darauf hingewiesen. Das müsste doch deklariert werden», sagt K.
Eliane Schmid, Sprecherin des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten klärt die Rechtslage: «Die Auflagen an die Casinos sind streng. Es ist genau vorgeschrieben, welche Daten gesammelt und wann sie verwendet werden dürfen.» Das Casino Zürich dürfe Töne aufnehmen und sei deshalb grundsätzlich nicht verpflichtet, auf die Mikrofone hinzuweisen. «Aber natürlich - Transparenz ist immer ratsam. Es wäre wohl angebracht, den Besucher darüber zu informieren.»
Diesen Input will Favrod nun prüfen. «Über die Kameras informieren wir bereits - es wäre an sich keine schlechte Idee, in einem weiteren Satz im Hausreglement auf die Mikrofone hinzuweisen.» Derweil verzichtet man bei der Konkurrenz auf Tonaufnahmen. «Wir haben die Option geprüft und sind zum Schluss gekommen, dass bei uns keine Mikrofone nötig sind», sagt Beat Lehmann, Mediensprecher des Grand Casino Baden.
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