Casinos vom Glück verlassen
Den sechs Spielbanken in MV geht es schlecht. Die Betreiber fordern eine Absenkung der Landesabgabe. Ansonsten würden in Waren und auf Rügen die Lichter ausgehen.
Rostock (OZ) - „Rien ne va plus“, ruft der Croupier, bevor er die Roulette-Kugel ins Rollen bringt. Bedeutet: „Nichts geht mehr“. Chips dürfen nicht mehr bewegt werden. „Rien ne va plus“ droht nun auch einigen der sechs Spielbanken in Mecklenburg-Vorpommern selbst. Thomas Fritz ist Geschäftsführer der Mecklenburger Spielbankgesellschaft mit Casinos in Warnemünde, Waren und Schwerin. Schlechte Zeiten fürs gehobene Zockergeschäft: Während die Spielhallen brummen, brechen an Roulette- und Black-Jack-Tischen Umsätze weg. „Wir hatten Anfang des Jahres ein Minus von 20 Prozent“, sagt Fritz. Im Jahr davor sah es ähnlich düster aus. „2008 hätten wir Insolvenz anmelden müssen“, sagt der Casino-Chef. 50 Prozent aller Umsätze fließen in die Landeskasse. Weil das Land sich ausnahmsweise mit 40 Prozent begnügte, konnten die Mecklenburger Spielhallen vorerst weiterleben. Nun soll die Abgabe dauerhaft auf 40 Prozent gesenkt werden. „Immer noch zu viel“, sagt Fritz. Waren, den umsatzschwächsten Standort, würde er dann schließen müssen. 14 Leute verlören ihre Arbeit. Mit 30 Prozent Abgabe würde es dagegen gehen. Es gibt mehrere Gründe für die Misere. Seit 2008 gilt bundesweit in den lizensierten Spielbanken die Ausweispflicht auch fürs Automatenspiel. Leute, die zur Spielsucht neigen, sollen so ausgesperrt werden. Die sind in die unkontrollierten Spielhallen abgewandert, vermutet Fritz. Mit der Ausweispflicht sind Schulungen fürs Personal verbunden. Fritz beziffert die jährlichen Zusatzkosten auf 120 000 Euro. 2008 schloss er mit einen Minus von 380 000 Euro ab. „40 Prozent schaffen wir auf Dauer nicht“, sagt auch Rainer Dittrich, Chef der Ostsee-Spielbanken in Stralsund, Heringsdorf und Binz. Um gegen die Konkurrenz von Spielhallen und Internet bestehen zu können, müsse er investierten. Das gehe nur mit einer verringerten Abgabe. Er sieht schwarz für den Standort Binz. Allerdings nicht wegen der Abgabe, sondern weil das Land ihm dort keine Lizenz fürs Roulette geben wolle. Die hat er in Stralsund, wo sich das Spiel mit der Kugel aber gar nicht lohne. „Ich würde gerne tauschen, darf aber nicht“, sagt Dittrich. Matthias Hein von der Deutsche Spielbanken Interessen- und Arbeitsgemeinschaft versteht die Nöte seiner Kollegen aus dem Nordosten. „Die kleinen Flächenländer haben es schwer“, sagt der Spielbanken-Chef aus Kiel. Die Umsätze seien gering, die festen Kosten aber genauso hoch wie in gut laufenden Casinos in den Metropolen.
Der Landtag will demnächst über das neue Spielbankengesetz mitsamt der Abgabe entscheiden. Heinz Müller, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion zeigt sich gesprächsbereit. „Aber die Spielbanken müssen erst einmal Zahlen auf den Tisch legen“, sagt er. Vielleicht geht ja doch noch was.
GERALD KLEINE WÖRDEMANN
Quelle: Ostsee-Zeitung.de
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