Casinos Austria auf Partnersuche

Martin Schlaff oder Novomatic bieten sich als Investoren an. Beobachter halten eine engere Verschränkung von Casinos und Novomatic für eine sinnvolle Lösung.

Wien. Wirtschaftskrise, Konsumverzicht, Rauchverbot, illegale Automaten- und Internetspieleanbieter: Die „Feinde“, die den Casinos Austria im In- und Ausland den Gewinn streitig machen, nehmen zu. Das hat sich bereits im Vorjahr in den Geschäftszahlen niedergeschlagen, der Gewinn ging von 41,4 Mio. Euro auf 34,9 Mio. Euro zurück. Im Auslandsgeschäft – lange Zeit nicht nur das Aushängeschild, sondern auch die Cashcow der Casinos – halbierte sich der Gewinn auf 15,2 Mio. Euro. Der Druck dürfte sich noch erhöhen. So könnten auch ausländische Anbieter bei der Neuvergabe der Lizenzen für die zwölf heimischen Spielbanken zum Zug kommen.

Angesichts wegbrechender Erträge und wachsender Konkurrenz macht der Konzern einen bemerkenswerten Strategieschwenk. Casinos-Boss Karl Stoss geht auf Partnersuche für das internationale Geschäft, das in der Casinos Austria International (CAI) gebündelt ist. Obwohl die Sondierung erst am Beginn steht, sollen die Drähte schon heiß laufen – zu Martin Schlaff und der Novomatic. „Wir haben nicht nur für Casinos, sondern auch für Lotterien und Onlinespiele neue Auslandsprojekte. Das wollen wir nicht alleine machen“, bestätigt Casinos-Sprecher Martin Himmelbauer der „Presse“ eine Entscheidung, die der Aufsichtsrat dem Vorstand mit auf den Weg gab.


Komplettverkauf nicht angedacht

Das könne von einer engen Kooperation bei einzelnen Auslandsprojekten bis zu der Hereinnahme eines Partners für die ganze CAI gehen. Schon in der Vergangenheit habe die CAI viele Standorte mit Partnern aufgebaut. Man könne sich auch von einzelnen Casinos trennen, die nicht gut laufen oder bei denen es nur eine Minderheitsbeteiligung gibt. Ist auch an einen Verkauf aller ausländischen Casinos gedacht? „Sicher nicht“, dementiert Himmelbauer entsprechende Spekulationen. Der Wert der CAI sei ohne Gutachten schwer zu schätzen, da Marke und Know-how viel zählen, meint Himmelbauer.


Gute Erfahrung in Griechenland

Schlaff ist im Glücksspielkonzern kein Unbekannter: Mit ihm haben die Casinos die Spielbank in Jericho aufgebaut. Das anfangs vielversprechende Projekt steht wegen des Palästinenserkonflikts seit Jahren still. Eine viel lukrativere Zusammenarbeit gibt es seit vielen Jahren in Loutraki (Griechenland). Der Casinoskomplex zählt zu den größten und profitabelsten in Europa. Dort hält die CAI sechs Prozent – mit der Option, auf 17,6 Prozent aufzustocken. Muttergesellschaft der Club Hotel Loutraki (CHL) ist der in London börsenotierte israelische Casinos- und Hotelbetreiber Queenco Leisure International. Zwischen Queenco und CHL ist eine Holding – die Powerbrook Spain SL – geschaltet. An dieser hält laut Auskunft der Casinos Schlaff über seine MS-Privatstiftung 50 Prozent.

„Die Kooperation bei Loutraki funktioniert ausgezeichnet“, betont Himmelbauer und verweist darauf, dass erst zu Jahresbeginn der 51-prozentige Anteil am Casino Belgrad an die CHL verkauft worden ist, die dort schon 39 Prozent besaß („die Presse“ berichtete am 9. Jänner). Noch im Laufen ist der Verkauf der Spielstätte in Brüssel, auch da ist die CHL der Interessent.

Zu einer Trennung kommt es möglicherweise auch in Niedersachsen. Dort betreibt die CAI seit 2005 zehn Spielbanken, die seit dem Rauchverbot und strengeren Zugangskontrollen unter einem starken Besucherschwund leiden. Im Herbst wurde ein radikales Sparprogramm mit Personalabbau aufgesetzt, um den Erlösrückgang abzufangen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Stoss mit dem Geschäftsgang in Niedersachsen mehr als unzufrieden ist.

Als Partner im Ausland bietet sich neben Schlaff auch die Novomatic an. Der niederösterreichische Konzern verdient mit seiner Doppelrolle – Produktion von Spielautomaten und als Betreiber von Casinos im Ausland – blendend und hat viel Geld in der Kasse. Im Zusammenhang mit dem neuen Glücksspielgesetz gab es zwischen den Erzrivalen zuletzt auch eine Annäherung. Beobachter halten eine engere Verschränkung von Casinos und Novomatic für eine sinnvolle Lösung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2009)