Deutsche Bank wird zum Kasino-Betreiber
Die Deutsche Bank schickt sich an, Las Vegas zu erobern. So will der deutsche Branchenprimus noch in diesem Jahr das rund vier Milliarden Dollar teure Cosmopolitan Resort Casino in dem Zockerparadies eröffnen, wie "Daily Finance" berichtet. Damit wären die Deutschen die erste Bank in Las Vegas, die ein Kasino führt. Und das, obwohl das Institut diesen weitreichenden Schritt eigentlich gar nicht geplant hatte. Denn die Banker finanzierten zunächst dem Bauunternehmer Ian Bruce Eichner das Cosmopolitan-Projekt mit Hilfe eines 760 Millionen schweren Kredits. Doch dann kam alles anders.
Glücksspielbranche vermeintlich krisenfest
Die Deutsche Bank entdeckte vor wenigen Jahren das damals boomende Las Vegas als lohnendes Investmentobjekt und finanzierte verschiedene Kasinos, darunter Eichners ambitioniertes Projekt. Denn die Glücksspielbranche galt als krisenfest. Geplant war ein luxuriöses Kasino-Resort samt Eigentumswohnungen und einem Edel-Hotel. Und zunächst lief auch alles nach Plan. So rissen sich die Investoren um die luxuriösen Wohnungen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Anteile an den als Spekulationsobjekt gedachten Objekten verkauft. Und Anfangs stiegen auch die Preise, obwohl das Resort noch gar nicht fertiggestellt war. Doch dann kam die Finanzkrise - und der Bauboom in der sündigen Stadt fand ein jähes Ende. Als Folge rauschten die Immobilienpreise um bis zu 70 Prozent in den Keller.
Zwangsvollstreckung des Kasinos
Eichners Projektgesellschaft konnte im August 2008 schließlich den Kredit der Deutschen Bank nicht mehr bedienen. Daraufhin erwarb das Institut den Kasino-Komplex aus der Zwangsvollstreckung für eine Milliarde Dollar. Seitdem führen die Deutschen das Projekt in Eigenregie weiter. Nach "Bloomberg"-Informationen sollen sich gleich mehrere Top-Manager der Deutschen Bank bereits für eine Kasino-Lizenz beworben haben. Verkaufen die Deutschen den Komplex bis zur Fertigstellung nicht, wäre das Kasino damit das erste in Las Vegas in Besitz einer Bank. Und bislang sieht alles danach aus, das die Deutsche Bank das Kasino eröffnen wird. So soll John Unwin offenbar die Führung des Hauses übernehmen. Der angesehene Las-Vegas-Manager war jahrelang der General Manager des weltberühmten Caesar's Palace.
Teures Debakel für die Deutsche Bank
Das Projekt gilt "Bloomberg" zufolge als teuerstes Debakel für einen Kreditgeber in Las Vegas. So kostet der Komplex im Endeffekt rund zwei Milliarden Dollar mehr als ursprünglich veranschlagt und wird wohl auch erst mit zweijähriger Verspätung fertig gestellt. Bislang musste die Deutsche Bank 748 Milionen Dollar auf das Cosmopolitan-Projekt abschreiben. Dirk Becker von Kepler Capital Markets zufolge könnte diese Summe aber weiter steigen, wenn der kriselnde Immobilienmarkt in Las Vegas nicht wieder auf die Beine kommt. "Die Bank wollte wahrscheinlich nie ein Kasino-Betreiber in Las Vegas werden, aber das Resort unmittelbar nach dem Immobiliencrash zu verkaufen, könnte zu noch höheren Verlusten führen", so Becker gegenüber Bloomberg Ende 2009. Mittlerweile bietet die Bank den Investoren der Eigentumswohnungen 74 Prozent ihrer Einlagen - und viele Investoren nahmen den Verlust in Kauf, um aus dem kriselnden Projekt herauszukommen.
Quelle: BOERSENRADAR.DE
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