Sportwetten

Nicht jede Wette ist legal

Es ist schwierig, den Durchblick zu behalten, was erlaubt ist im Bereich der Sportwetten in Deutschland und was nicht. Gerichtsurteile gibt es zuhauf, aber sie fallen sehr unterschiedlich aus. Glücksspielexperten glauben, dass viele Angebote zum Tippen illegal sind.

Oddset-Spielschein

* Staatliche Sportlotterie: Oddset

Bei privaten Wettanbietern lässt sich mehr herausholen als beim staatlichen Anbieter Oddset. Sie ködern ihre Kunden mit deutlich besseren Quoten und mehr Wettmöglichkeiten - darunter auch so skurrile Wetten wie "Wann gibt es den ersten Eckball?" oder "Wie viele Spieler werden in der 2. Hälfte ausgewechselt?" Was viele ihrer Kunden nicht wissen: Nach derzeitiger Rechtslage agieren viele dieser Anbieter illegal.
Monopol nur mit Auflagen

Die Vorgeschichte: Im März 2006 trug das Bundesverfassungsgericht den Bundesländern auf, das Glücksspiel neu zu regeln. Ein staatliches Monopol im Bereich der Sportwetten sei nur dann zu rechtfertigen, wenn es der Vorbeugung gegen Spielsucht diene und wenn nicht so aggressiv geworben wird, wie es der staatliche Anbieter Oddset bis dahin tat. Andernfalls sollte der Markt liberalisiert und private Wettunternehmen kontrolliert zugelassen werden.

In Deutschland ist das Glücksspielwesen Sache der Bundesländer. Sie selbst sind mit ihren Totogesellschaften die größten Anbieter auf dem Markt.

Daraufhin schränkte die staatliche Sportlotterie ihre Werbung ein und investierte in Anti-Spielsucht-Programme. Und die Bundesländer schufen, wie gefordert, ein neues Gesetz: Den Glücksspielstaatsvertrag, der seit Januar in Kraft ist. Er beschränkt Spiel- und Wettaktivitäten auf staatlich lizenzierte Betriebe.
Was ist erlaubt und was verboten?

"Eigentlich ist es ganz einfach", sagt Professor Dr. Tilman Becker, Direktor der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim: "Erlaubt ist Oddset, verboten sind alle ausländischen Buchmacher." Vor verschiedenen Gerichten haben sich in einigen Bundesländern zudem bestimmte Anbieter durchgesetzt, deren Lizenzen noch die DDR-Regierung ausgegeben hat. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat im Oktober 2008 das Verbot baden-württembergischer Behörden für solche Anbieter wieder aufgehoben.

Fußballer Paul Agostino vom TSV 1860 München vor einer Werbung für Internetwetten

* Wetten im Internet - laut Glücksspiel-Staatsvertrag verboten

Das Wetten über das Internet ist kein Schlupfloch: Gemäß dem Staatsvertrag ist es grundsätzlich nicht mehr erlaubt. Daher kann man beim staatlichen Anbieter Oddset seit Januar 2008 nicht mehr online tippen. Aber Wettseiten privater Anbieter gibt es im Netz unzählige. Irgendwo im Kleingedruckten findet sich dann beispielsweise der Hinweis: "Das Internetwetten ist möglicherweise im wohnhaften Bundesland gesetzwidrig." Oder es wird auf Englisch erklärt, dass man durch das Mitspielen bestätigt, einer Gerichtsbarkeit unterstellt zu sein, wo das Wetten legal ist.
Wo kein Kläger …

Welche Konsequenzen drohen? "Im Prinzip macht man sich strafbar", sagt Becker, allerdings bleibt das in der Regel folgenlos: "Die Sportwettenanbieter werden Sie nicht verklagen." Aber es ist damit nicht weniger illegal. Und andersherum: Wenn etwas schief laufe, so Becker, hätten Tipper keine Möglichkeit, gegen den Anbieter vor Gericht zu ziehen.

Wie es weitergehen wird mit den Sportwetten in Deutschland, ist unklar. Gegner des Staatsvertrags kritisieren, dass im Bereich der Lotterien ein Monopol zementiert werde, aber die Glücksspiele mit dem höchsten Suchtpotential, die Automatenspiele, nach wie vor den privaten Anbietern überlassen werden. Und unterstellen, dass es dabei weniger um Suchtbekämpfung als um die Erhaltung des lukrativen Monopols gehe. Der europäische Gerichtshof soll jetzt dazu Stellung nehmen, ob die Vorgaben des Staatsvertrags rechtens sind. Wann das geschieht, ist allerdings unklar. Aber auch Glücksspielexperte Tilman Becker vermutet, "dass das auf Dauer so nicht geht."

Quelle: SWR