Glücksspiel macht, so sagt man, nur die reich, die es anbieten. An diesem Spruch dürfte etwas dran sein: Denn Finanzminister Hans Jörg Schelling hat bei seinem vor einer Woche offiziell gemachten Ansinnen, die Casinos Austria voll zu verstaatlichen, gleich mehrere Konkurrenten. Es interessiert sich nämlich nicht nur die österreichisch-tschechische Gruppe um den Investor Peter Goldscheider für jene 67 Prozent am heimischen Glücksspielkonzern, die zur Disposition stehen. Auch die Novomatic, die bisher in Österreich Automatensalons, aber keine eigene Spielbank betreibt, hat ein Auge auf die Mehrheit an den Casinos Austria geworfen, wie "Die Presse" aus involvierten Kreisen erfuhr.

Novomatic-Gründer und Haupteigentümer Johann F. Graf will allerdings nicht allein um den bisherigen Platzhirsch auf dem Glücksspielmarkt pokern. Er soll bei einem der gewieftesten Investoren des Landes angeklopft haben – Ronny Pecik.

Während das von Goldscheiders Invest-Vehikel Epic angeführte Konsortium bereits offiziell eine Interessensbekundung abgegeben hat, prüft die Novomatic offenbar noch. Das klingt dann so: „Wir beobachten die aktuelle Situation mit Interesse, wenngleich wir hier derzeit keine aktive Rolle spielen“, sagt Sprecher Hannes Reichmann. Pecik meinte indes zur „Presse“ nur: „Kein Kommentar“.

Die Casinos Austria, die über ein verwobenes Geflecht verschiedenster Eigentümer verfügen, stehen vor einer totalen Neuordnung. Der erste Schritt ist schon vollzogen: Jene 33 Prozent, die die Oesterreichische Nationalbank über die Münze hielt, wurden bereits an die neue Staatsholding ÖBIB übertragen. Jetzt geht es um die Anteile von Raiffeisen (inklusive Uniqa und Vienna Insurance Group), dem Bankhaus Schelhammer & Schattera (das jetzt der Grawe gehört) sowie der Privatstiftung von Maria Theresia Bablik. Alle diese durch komplizierte Syndikatsverträge aneinander gebundenen Aktionäre haben bereits Verkaufsabsichten bekundet.
Diese Gunst der Stunde will Schelling nutzen und die Casinos Austria zur Gänze unter das ÖBIB-Dach stellen – um sie in einem weiteren Schritt möglicherweise sogar über die Börse zu privatisieren. Dabei hat er nun veritable Konkurrenz bekommen, die den Preis ordentlich in die Höhe treiben könnte.

Was einzig und allein für Schelling ein Problem sein dürfte. Allein schon für den Münze-Anteil muss die ÖBIB laut zwei eigens dafür erstellten Gutachten bis zu 140 Mio. Euro auf den Tisch legen. Für den Rest dürften mehr als 280 Mio. Euro nötig sein, da die Casinos im Vorjahr wieder schwarze Zahlen geschrieben haben.

diepresse.com