Comeback des illegalen Glücksspiels führte zu Anzeigen-Verdoppelung.

Bei der ersten Runde des Spielchens in der Mariahilfer Straße beim Abgang zur U-Bahnstation Neubaugasse gibt es lachende Gesichter: Der mittelalterliche Herr im Anzug, ein Wiener Kleinunternehmer, hat erraten, unter welchem Hütchen sich die Euromünze verbarg.
Er setzt nochmals. Diesmal schon zehn statt fünf Euro – zehn Minuten später ist er einen dreistelligen Eurobetrag los, weil er kein einziges Mal mehr erraten hat, wohin der gewiefte Hütchenspieler die Münze verschoben hat.
Als zwei Uniformierte um die Ecke biegen, ertönt ein Pfiff des Schmierestehers. Der Hütchenspieler rafft die Decke an sich – und taucht spurlos in der Menge unter.

Anzeigenzahl explodiert
Ein Bild, das längst seinen Seltenheitswert verloren hat: Als im Vorjahr das illegale Glücksspiel von der Polizei und Beamten des Magistrats massiv verfolgt wurde, sank die Anzahl der Fälle auf 91 Anzeigen. "Heuer waren es bis Ende Februar schon 38 Anzeigen, obwohl das Wetter für Straßen-Glücksspiel ausgesprochen schlecht war", erklärt Landespolizeikommandant Karl Mahrer.
"Rechnet man diese Zahl hoch, kommt man auf eine massive Steigerung dieser Delikte, die nicht nur ein Ärgernis für die Bevölkerung sind, sondern auch ein handfester Straftatbestand", so der Polizeigeneral. Konkret wären das statistisch heuer 228 Fälle – mehr als eine Verdoppelung der Anzeigen von illegalem Straßenglücksspiel im Vergleich zum Vorjahr.

"Massiver Fahndungsdruck"
Mahrer will ab dieser Woche den Fahndungsdruck an den Hotspots Mariahilfer Straße, Brunnenmarkt und Kärntner Straße sowie rund um Supermärkte am Stadtrand massiv erhöhen: "Wir werden gezielt Razzien durchführen, um diese Szene, oft gut organisierte internationale Banden, zu bekämpfen", sagt Mahrer.
Mit dem Magistrat werde man mit Razzien auf Märkten, in Fußgängerzonen und Geschäftsstraßen gegen das illegale Glücksspiel und die ebenfalls wieder im Steigen begriffene organisierte und aggressive Bettelei vorgehen. Auch beim Bettlerunwesen steige die Zahl der Anzeigen wieder: 314 waren es bis Ende Februar.
Womit der Jahresrekord von 2007 mit 1.247 Fällen laut Hochrechnung ebenfalls fast ums Doppelte überboten wird.
Für die Wiener hat Mahrer drei Tipps: "Sagen Sie es der Polizei, wenn Hütchenspieler und Bettler auftreten. Spenden Sie an caritative Vereine statt an Bettler. Und spielen Sie niemals mit Hütchenspielern – denn am Ende verlieren Sie immer."

Quelle: <a href="http://www.oe24.at/oesterreich/">http://www.oe24.at/oesterreich/</a>