Österreich wird das Tor zum Osten für Glücksspieler

Während in Österreich über eine Eindämmung des Glücksspiels nachgedacht wird, herrscht im Osten ein Bau- und Spieleboom, der die heimischen Betreiber Spieler kostet. Grenznahe Milliardenprojekte in Osteuropa sollen Österreichs Zocker in Casinos zum Spielen animieren

Wie die Schwammerl aus dem Boden sprießen Glücksspiel-Tempel rund um Österreichs östliche Landesgrenze. Und setzen den heimischen Spielbankbetreiber Casinos Austria (Casag) gehörig unter Druck. Das Land als Tor zum Osten für die Glücksspielindustrie bietet Spielern in insgesamt 100 Casinostandorten die Möglichkeit, ihr Geld zu verzocken - von Tschechien über Ungarn bis nach Slowenien - Automatenhallen nicht eingerechnet. In Tschechien unterhält Casinos Austria International (CAI) sieben Spielbanken, in Ungarn sind es derzeit drei (siehe Karte). Doch eine Zahl, wieviele Spieler aus Österreich dorthin abwandern, gibt es offiziell nicht. Nur soviel: „Die Konkurrenz wächst", so Casag-Sprecher Martin Himmelbauer. Und fügt hinzu: „Unsere Besucherzahl bleibt mit 2,36 Millionen Besuchern bei fast einem Prozent unter dem Vorjahreswert." Im Ausland hat hat die CAI derzeit 60 Casinos im Betrieb oder im Bau.

Showdown ab 2010

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Im nächsten Jahr soll der Showdown laut Plänen diverser Projektbetreiber beginnen: Anfang 2010 soll Schotterbaron Manfred Asamer das seit Jahren in Aussicht gestellte Eurovegas-Megaprojekt in Ungarn nahe Österreichs Grenze bauen. Kosten: Fünf Milliarden €. Und Ende 2010 will auch der ungarische Immoentwickler Trigranit, an dem die Immoeast mit einem Viertel beteiligt ist, mitmischen. Das Unternehmen will im Süden Bratislavas das Casinocityprojekt Metropolis um 1,5 Milliarden € hochziehen.

Über die Finanzierungsdetails halten sich beide Projektgruppen bedeckt. Kein Wunder: „Heutzutage ist es schon schwierig, bei Banken die Finanzierung für einen simplen Bürobau in der Wiener City zu bekommen", sagt Andreas Ridder, Chef der Immomaklerfirma CB Richard Ellis. Auch Michael Ehlmaier, Chef der EHL Immobilientreuhand, ist skeptisch: „Entertainment liegt zwar im Trend und speziell die Österreicher haben hier noch Aufholbedarf, aber der Wettbewerb wird enorm." Trotzdem sind weitere Riesenprojekte angedacht. Etwa die Bestrebungen eines israelisch-amerikanischen Konsortiums, am Velece See in Ungarn ein 1,5 Milliarden-€-Casinoresort namens King´s City zu errichten. Und in Budapest prüfen deutsche und lokale Investoren, zusammen auf den Donauinseln in Alomsziget eine Zockerparadies zu bauen.

Kleinere Brötchen im großen Glücksspiel bäckt Casinos-Mitbewerber und Automatenbetreiber Novomatic: Im slowenischen Kozina will der Glücksspielkonzern zwölf Millionen € in ein örtliches Casino. Weitere Casino-Projekte nahe Österreichs Grenze seien in Planung - „weil sie es in Österreich ja nicht dürfen", so Himmelbauer.

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