Las Vegas in Geschendorf: Spielhalle an der A 20 geplant
Geschendorf - Die Ansiedlung einer Spielhalle in Geschendorf ist äußerst umstritten. Man will die Spielsucht nicht fördern und auch keinen zusätzlichen Verkehr im Dorf, aber es locken zusätzliche Steuereinnahmen. Nun fiel die Entscheidung – für das Spielcenter.
Schackendorf hätte gerne einen Glücksspieltempel gehabt, doch der Zweckverband Mittelzentrum war dagegen. Nun sollen in Geschendorf die einarmigen Banditen und damit die Gemeindekasse klingeln. Am Mittwoch wurde der Weg für ein „Las Vegas“ an der Autobahnabfahrt geebnet: Mit 4:3 Stimmen votierte die Gemeindevertretung nach einer kontroversen Debatte für die Ansiedlung einer Spielhalle und die entsprechende Änderung des Bebauungsplanes.
So voll war es bei einer Gemeindevertretersitzung in Geschendorf schon lange nicht mehr, denn über die Ansiedlung eines „Entertainment-Centers“ schieden sich die Geister. „Glücksspiel sollte man nicht unbedingt unterstützen. Außerdem wird dies vor allem nachts mehr Verkehr nach Geschendorf bringen. Wir sollten uns unsere Ruhe im Dorf bewahren“, mahnte Einwohnerin Heike Ahlborn-Pridat. Gleichwohl hatte sie Verständnis für die finanzielle Lage der Gemeinde, hätte sich aber mehr Zeit gewünscht, um auf einen anderen Investor zu warten.
Gemeindevertreter Wilfried Möck dagegen lehnte das Ansinnen kategorisch ab und wollte auch die Vergnügungssteuer nicht in der Gemeindekasse sehen: „Das ist anrüchiges Geld. Ich stelle ein solches Spielcenter auf die gleiche Stufe mit einem Bordell.“ Gemeindevertreter Michael Hiebert befürchtete dagegen den suchtfördernden Einfluss der Spielgeräte: „80 Prozent aller Spielsüchtigen spielen an solchen Dingern.“
Bürgermeister Dirk Wacker sah die Sache pragmatischer: „Spätestens Ende 2010 wird unsere Rücklage aufgebraucht sein. Auf einen Verkauf zu verzichten, wäre Luxus.“ Der Bürgermeister bekam Schützenhilfe aus den Reihen der Einwohner. „Wir sind hier in Geschendorf nicht unter einer Käseglocke. Spätestens als wir uns für die Autobahnauffahrt entschieden haben, war uns klar, dass mehr Verkehr kommen wird“, sagte Einwohner Heino Lübker.
Auch Claus Stange plädierte für einen Verkauf an einen Spielhallenbetreiber: „Aus kaufmännischen Gründen kann man gar nicht anders.“ Das wusste auch Alt-Bürgermeister Fritz Kock, der einst die Ansiedlung des Fast-Food-Riesen McDonalds verhinderte, sich nun aber um die Finanzlage der Gemeinde sorgte. „Ihr seid alle Familienväter, dass euch das Herz schwer ist, ist klar. Aber denkt dabei an die Gemeinde“, sagte er.
Die zu erwartende Vergnügungssteuer könnte viele Finanzprobleme der Gemeinde lösen, zumal diese nicht wie die Gewerbesteuer automatisch zur Kürzung der Schlüsselzuweisung führen würde. Sechs bis sieben Prozent jedes Automatengewinns sollen dabei in die Gemeindekasse wandern. „Dabei könnten durchaus 3000 Euro pro Monat herauskommen“, schätzte Dirk Wacker.
Rund um die Uhr will die Spielhalle in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fahrzeugtechnik Ohle und der – übrigens heute eröffneten – Tankstelle für ihre Kunden da sein. Mit einem modernen Ambiente setzt der Betreiber auf Kunden auch aus Lübeck und Bad Segeberg. Satte 3000 Quadratmeter ist das Grundstück groß und 72 Automaten sind für die Spielhalle als Ausstattung im Gespräch – gewaltverherrlichende und pornografische Spiele sollen tabu sein.
Von Petra Dreu
Lesezeichen