Trotz Razzia wird in Kufstein weiter gepokert
Casino-Betreiber erhält Rückendeckung von seinem Anwalt, dem neuen Bürgermeister Martin Krumschnabel.
Die Razzia im Kufsteiner Cardcasino am 12. März blieb offenbar ohne Wirkung: „Wir haben ganz normal geöffnet und spielen Poker wie bisher“, bestätigt Betreiber Dieter Zangger: „Auch die Polizei kommt seltener vorbei und kontrolliert inzwischen wieder weniger.“
Das war nicht immer so – nach der Razzia und der Beschlagnahmung von zwölf Pokertischen überprüften Kufsteiner Polizisten auf Geheiß der Bezirkshauptmannschaft nahezu täglich den Pokertempel. „Ich musste auf Druck der Behörde auch eine Woche zusperren“, erinnert sich Zangger. „Wiederherstellung des gesetzlichen Zustandes“, lautete der BH-Auftrag, der zur Zwangspause führte.
Zangger reagierte: „Ich hab‘ der Bezirkshauptmannschaft Unterlagen übergeben, die untermauern, dass das Casino legal ist. Diese Unterlagen werden derzeit gesichtet und geprüft.“
Dann zog der Betreiber ein weiteres juristisches Ass aus dem Ärmel: „Da die Behörde erklärte, dass meine GmbH nicht mehr aufsperren darf, hab‘ ich eine Einzelfirma gegründet. Jetzt warte ich, was das Gericht entscheidet.“
Ein kluger Schachzug: Durch die Gründung der Einzelfirma muss die Bezirkshauptmannschaft das Verwaltungsstrafverfahren neu aufrollen.
Als mindestens ebenso klug gilt Zanggers Entscheidung, den neuen Kufsteiner Bürgermeister und Rechtsanwalt Martin Krumschnabel mit der rechtlichen Vertretung des Cardcasinos zu beauftragen. Der Stadtchef schränkt ein, „dass ich zwar die Vertretung übernommen habe, aber für meinen Mandanten bisher noch nicht tätig geworden bin“.
Der Bürgermeister macht auch deutlich, dass er sich durchaus ein Cardcasino in der Festungsstadt vorstellen kann: „Überall gibt‘s derartige Einrichtungen, nur in Kufstein bald vielleicht nicht mehr. Ich denke, der Gesetzgeber will Cardcasinos grundsätzlich erlauben, nur die Kufsteiner Bezirkshauptmannschaft sieht das offenbar anders.“
Für böse Gerüchte in Kufstein sorgt allerdings auch, dass der Casino-Betreiber am Osterwochenende ein Charity-Turnier zugunsten der sozialen Einrichtungen „Die Eule“ und „Schubi Du“ veranstaltete. Zumal die Kinderbetreuungseinrichtung Schubi Du 1996 von der Ehefrau des neuen Bürgermeisters gegründet wurde.
Für Martin Krumschnabel kein Problem – „es ging doch nur um eine Spende von 200 Euro. Außerdem ist meine Frau schon lange nicht mehr beim Verein tätig.“ appl
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