Bahnbrechendes Urteil in Holland: Poker ist Geschicklichkeitsspiel
Der Anwalt Peter Plasman hat vor einem Gericht in Den Haag ein wegweisendes Urteil erstritten. Seine Mandanten hatten 2006 in Holland Pokerturniere veranstaltet, ohne im Besitz einer gültigen Lizenz hierfür zu sein und wurden deswegen wegen Veranstaltung eines unerlaubten Glücksspiels verurteilt. Ein Gericht in Den Haag hat sie jetzt freigesprochen, da Poker kein Glücksspiel im Sinne des Gesetzes sei.
Die Rechtslage in Holland war bisher ähnlich wie in Deutschland. Poker wird als Glücksspiel angesehen und darf nur mit staatlicher Lizenz angeboten werden – ein Staatsmonopol. Im Jahr 1998 wurde in den Niederlanden bestimmt, dass Poker ein Glücksspiel sei, weil es in den anderen Ländern eben auch so ist. Das Gericht hat diese Auffassung nun gekippt und folgt damit der Theorie des bekannten Professors Ben van der Genugten von der Universität Tilburg.
Der Professor ist ein Experte auf dem Gebiet der Statistik und der Wahrscheinlichkeitsrechnung und er hat eine Formel entwickelt, mit der man bestimmen kann, ob ein Spiel ein Glücksspiel ist oder eben nicht. Texas Hold’em ist nach der Formel ein Geschicklichkeitsspiel.
Genugten hatte kritisiert, dass seine Formel in der Vergangenheit von den Gerichten immer wieder zur Einordnung von anderen Spielen genutzt wurde, im Poker bisher noch jedoch nicht angewendet wurde. Jetzt wurde er erhört.
Das Gericht klassifizierte Texas Hold’em als Geschicklichkeitsspiel und folgt somit dem Ergebnis von Professor Genugten. Es ließ das Argument, dass Poker in den meisten Staaten als Glücksspiel angesehen werde, nicht gelten und verwies darauf, dass es beim Texas Hold’em mehr auf die Fähigkeiten des Spielers ankommt und nicht so sehr auf Glück. Insofern kann, so das Gericht, nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass Poker ein Glücksspiel sei und deswegen wurden die Angeklagten freigesprochen.
Der Anwalt der Angeklagten hatte argumentiert, dass beim Poker auf kurze Sicht das Glück eine große Rolle spiele, langfristig aber der Skill-Faktor für das Abschneiden maßgeblich sei. Man gewinne immer mehr Kontrolle über das Spiel und könne so seine Chancen maximieren.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft kündigte an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen: “Das Urteil ist sehr ungewöhnlich, da in den angrenzenden Ländern Poker als Glücksspiel angesehen wird. Für uns ist klar, dass Poker ein Glücksspiel ist, aber das Justizministerium muss das Urteil noch gründlich studieren.”
Es bleibt abzuwarten, ob das Urteil Bestand haben wird, oder ob es den Gegnern tatsächlich gelingt, die Entscheidung aufzuheben. Trotz allem ist das wegweisende Urteil in der Welt bzw. in Holland und alle Pokerspieler können sich freuen. Auch die Deutschen, schließlich ist Holland ja nicht weit.
Lesezeichen