- Experten bauen Beratungs- und Behandlungsangebot
für 360 Spielabhängige auf
360 süchtige Glücksspieler gibt es in der Stadt, schätzt Hannover Stapperfenne, der die Evangelische Abhängigenhilfe leitet und am Landes-Modellprojekt „Frühintervention bei pathologischem Glücksspiel“ beteiligt ist. Über seine Erfahrungen berichtete der Diplom-Psychologe kürzlich auf einer Fachtagung im Asklepios-Fachklinikum auf dem Görden.
Die Zahl 360 ist eine Schätzung, Stapperfenne hat deutschlandweite Zahlen runtergerechnet auf Brandenburg. Verlässlich ist die Zahl elf. So viele spielsüchtige Bürger haben 2007 die Beratungsstelle der Evangelischen Abhängigenhilfe aufgesucht. Ein Jahr später seien es schon 15 Hilfesuchende gewesen.
Seit Juni wird die Glücksspielsuchtberatung vom Land gefördert – mit Lottomitteln. Die Beratungsstelle in der Stadt könne mit dem Geld eine halbe Stelle finanzieren.
Spielsucht bedeutet zumeist Automatenspielsucht, berichtet Stapperfenne. Elf Spielhallen mit maximal zwölf Geldspielgeräten zählt die Verwaltung aktuell im Stadtgebiet. Hinzu kommen die nicht zahlenmäßig erfassten Automaten in Gaststätten, die ebenfalls beitragen zu den rund 140 000 Euro, welche die Stadt im Jahr einschließlich Tanzveranstaltungen an Spiel- und Vergnügungssteuer einnimmt.
Nach den Erfahrungen Stapperfennes sind spielsüchtige Menschen im Schnitt jünger als Alkoholiker, oft verhielten sie sich unauffällig und machten einen guten Eindruck. „Nie würde man auf die Idee kommen, dass sie 100 000 Euro Schulden haben“, erzählt der Psychologe.
„Es geht ihnen nicht ums Reichwerden, sondern um den Spaß“, berichtet Stapperfenne. Erst spielen sie, weil sie die Münzen klimpern hören wollen, danach um den Verlust rauszuholen. Dabei sind die Spielsüchtigen überzeugt davon, dass sie die Maschinen mit ihrem Geschick überlisten können. Zur Beratung kommen sie erst, „wenn es weh tut, die Schulden so groß sind, dass sie am Ende sind“. Oft gibt der Ehepartner, bisweilen der Arbeitgeber, den Anstoß, Hilfe zu suchen.
Die Familie hat dazu allen Grund, wie Frank Grell-Gutdeutsch berichtet, der die Klinik für Abhängigkeitserkrankungen im Asklepios- Fachklinikum Brandenburg leitet. Ständiger Stress und finanzielle Probleme belasteten Partnerschaft und das Verhältnis zu den Kindern.
Fast alle Spielerfrauen erlebten sich selbst in Folge der Erfahrungen mit dem Spieler als emotional krank. Einer aktuellen Studie zufolge hätten jeweils rund 90 Prozent der Frauen den Glücksspieler als Lügner, unfreundlich und verantwortungslos bezeichnet.
Befragungen hätten zudem ergeben, dass jeder zehnte Spieler seine Kinder prügelt und jedes vierte Kind eines Spielsüchtigen gestört sei.
Quelle: <a href="http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11438906/61009/Experten-bauen-Beratungs-und-Behandlungsangebot-fuer-Spielabhaengige-auf.html">http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... e-auf.html</a>
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