Casinos: Zukunft liegt bei Privaten
Lübeck/Kiel - Die schwarz-gelbe Koalition will die Spielbanken im Land verkaufen. Sie verspricht sich davon ein Supergeschäft – obwohl es den Casinos so schlecht geht wie nie zuvor.
Rolle rückwärts für die fünf Spielbanken im Land: Die Casinos, 100-prozentige Tochter der angeschlagenen HSH Nordbank, sollen privatisiert werden. So ist es im Koalitionsvertrag von CDU und FDP festgeschrieben. Dabei ist es erst zwölf Jahre her, dass Schleswig-Holsteins Spielbanken in öffentlich-rechtliche Hände gelegt wurden.
„Das war ein Fehler“, bilanziert CDU-Fraktionsvize Hans- Jörn Arp nüchtern. Den Mitarbeitern sei es nie so schlecht gegangen wie unter staatlicher Obhut. Zudem gehen die Einnahmen im Großen Spiel seit Jahren zurück. „Wir denken nicht, dass der Staat der bessere Glücksspieler ist“, sagt auch Katharina Loedige, finanzpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Ziel sei es, die Spielbanken besser aufzustellen und damit die Situation für die Beschäftigten, aber auch für den Landeshaushalt zu verbessern.
Selbst Matthias Hein, seit 1996 Geschäftsführer der Spielbanken Schleswig-Holstein GmbH, steht einer Privatisierung aufgeschlossen gegenüber. Angesichts einer Konzessionabgabe von 80 Prozent des Bruttospielertrags bestünde für notwendige Investitionen kaum Spielraum. „Die Öffentlichen Haushalte sind klamm, ein privater Investor ist möglicherweise besser aufgestellt“, so Hein. Mit einer Abgabe von 80 Prozent steht der Norden im Bundesvergleich an der Spitze. Mecklenburg-Vorpommern zieht 50 Prozent des Spielertrags ein, Sachsen-Anhalt und Brandenburg nur 25 Prozent. Soll heißen: Schleswig-Holstein plündert seine Casinos aus wie kein anderes Land.
„Der Betreiber muss einfach Luft zum Leben haben, um attraktiv zu bleiben. Wir würden gerne mehr für unsere Gäste tun, bewegen uns aber am Limit, kochen auf ganz kleiner Flamme“, erklärt Knut Pauker, Spielbankleiter in Westerland auf Sylt. Bei 70 Prozent Konzessionsabgabe (wegen des Saisongeschäfts für Sylt bis zu einem Jahresumsatz von 4,0 Mio Euro abgesenkt) bleibe für Investitionen nichts übrig. Ob Spielbanken künftig noch lukrativ betrieben werden können, hängt für Pauker weniger von der Trägerschaft ab als von den finanziellen Möglichkeiten.
Spielbanken-Chef Hein rechnet mit einer Vielzahl an Interessenten: größere Spielbanken-Konzerne, private Betreibergruppen oder auch Privatunternehmer, die sich als Investoren anbieten. Je nachdem, wie weit die Konzessionsabgabe gesenkt werden kann, seien nach seiner Einschätzung mit dem Verkauf aller Spielbanken zwischen fünf und 20 Millionen Euro zu erzielen. Der HSH Nordbank soll vor Jahren noch ein Verkaufspreis von 60 Millionen Euro vorgeschwebt haben. Inzwischen gilt solch eine Summe als utopisch. Dem Vernehmen nach sollen heute noch gerade zehn Prozent davon realistisch sein. „Wir müssen die Konditionen derart verbessern, dass sich der Spielbetrieb für Private rechnet. Gleichzeitig dürfen dem Land die Einnahmen aus der Konzessionsabgabe nicht zu stark wegbrechen“, warnt Arp.
Auch auf Seiten der Gewerkschaft sieht man einer Privatisierung positiv entgegen: „Da können wir nicht Nein sagen“, so Horst Jaguttis, Betriebsratsvorsitzender im Casino Travemünde. „Nichts wäre schlechter als ein Weiter so.“ Heute gibt es in Travemünde eine Betriebsversammlung. Dabei soll es um Restrukturierungsmaßnahmen gehen.
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