Rückblick auf ein „schwarzes Wochenende“
So etwas hat es im Konstanzer Casino selten gegeben: In nur drei Nächten haben zwei Schweizer 1971 fast 700.000 Mark beim Roulette gewonnen. Der damalige Chefcroupier erinnert sich.
Es ist als „schwarzes Wochenende“ in die Geschichte des Konstanzer Casinos eingegangen: Innerhalb von drei Nächten haben zwei Gäste knapp 700 000 Mark (358 000 Euro) gewonnen. „Eine außergewöhnliche Summe“, erinnert sich Friedrich Wilhelm Ulrich an den März 1971. Er saß als Croupier am Tisch – und musste bei diesen hohen Summen die Konzentration behalten.
Ulrich hat einen kleinen Artikel aus dem SÜDKURIER vor sich, erschienen Ende Januar 2010. Die Nachricht: 120.000 Euro hat ein Gast des Konstanzer Casinos beim Roulette gewonnen. Das ist eine stolze Summe.
Der 83-Jährige holt ein Wochenende im März 1971 in seine Gedanken. Damals hatte die Spielbank eine Pechsträhne, nicht die Gäste. „In die Spielbank kam niemand ohne Bargeld rein“, beginnt Friedrich Wilhelm Ulrich seinen Rückblick, auch die zwei Schweizer hatten ordentlich Startkapital dabei.
Innerhalb von drei Stunden gewann der erste Glückliche 260.000 Mark (133.000 Euro). In der folgenden Nacht gelang dessen Freund ein noch größerer Coup: 297.000 Mark (151.900 Euro). Beide Spieler kamen in der nächsten Nacht ein drittes Mal in die Konstanzer Spielbank. Jener, der zwei Tage zuvor die 260.000 Mark gewonnen hatte, war erneut auf der Siegerseite: 140.000 Mark (71.580 Euro) fuhr er im Rolls Royce nach Hause.
Die Jetons wechselten hin und her, einer der Schweizer setzte in unterschiedlichen Varianten auf seine Glückszahl 14. Und immer wieder kam er zum Zug. „Allein bei einem einzigen Spiel riskierte der spielkundige Schweizer 7500 Mark Einsatz“, schrieb der SÜDKURIER am 16. März 1971. Friedrich Wilhelm Ulrich hatte als Croupier die Aufsicht. „Die Schweizer haben jeweils mit ihrem Gewinn weitergespielt“, erinnert sich der 83-Jährige. Und die Summen steigerten sich von Spiel zu Spiel.
Bis zu jenem Zeitpunkt waren ab und zu große Beträge über den Roulettetisch gewandert. Aber solche Rekordgewinne hatte es bis dato nicht gegeben. Immer wieder mussten Jetons von anderen Tischen geholt werden, nachdem der Vorrat zu Neige gegangen war. „Wir mussten das Geld an dem Abend zusammenkratzen“, sagt Ulrich. 37 Jahre lang war er Croupier in der Konstanzer Spielbank. Sein Werdegang hatte klassisch mit der Ausbildung begonnen und führte ihn in den Status eines Chefcroupiers. „Damals gab es strenge Regeln“, betont der Rentner. Er und seine Kollegen durften einander nicht mit Namen ansprechen, die der Gäste waren aus Anonymitätsgründen ohnehin tabu. „Es ist gut, wenn man von den Besuchern nichts weiß. Dann kann man nicht über sie plaudern.“
1991 sagte Friedrich Wilhelm Ulrich dem Casino adieu. Er ging in den Ruhestand. Nur äußerst selten hat er seitdem eine Spielbank besucht. Jetzt dürfte er es sogar mit seiner Ehefrau zusammen. Denn in seiner aktiven Zeit „war Angehörigen von Angestellten und Konstanzern der Spielbankbesuch untersagt“, erläutert er. Seine Kleidung von damals hat er noch. Ganz kann der 83-Jährige wohl nicht loslassen. Zu viert saßen Friedrich Wilhelm Ulrich und seine Kollegen in jenen Nächten am Roulettetisch. Die Spannung war geladen, die Croupiers äußerst konzentriert. Doch die Schweizer hatten nicht nur Glück. In einer vierten Nacht verlor einer von ihnen innerhalb weniger Stunden 120.000 Mark (61.400 Euro). Wie gewonnen, so zerronnen.
Quelle: suedkurier.de
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