Harte Zeiten für Schweizer Casinos
Die guten Jahre sind nicht nur in der Finanzwelt, sondern auch in der Casinobranche erst einmal vorbei. Doch in der vergangenen Zeit haben sich die Schweizer Casinounternehmen einen soliden Hintergrund erarbeitet, um auf der momentanen Durststrecke zu bestehen.
«Die Casinos haben sich seit dem Gesetz zur Spielbanken-Konzessionsvergabe aus dem Jahr 2001 toll entwickelt», stellte rückblickend Daniel Frei, Präsident des Schweizer Casino Verbandes, an der Bilanz-Medienkonferenz im Mai fest. Gegen Ende des Jahres 2008, das für zahlreiche Unternehmen nochmals einen sichtbaren, teils sogar starken Zuwachs bei den Spieleinnahmen generierte, zogen aber die Wolken der Finanzkrise auch am strahlenden Himmel der Glücksspielfirmen auf.
Im vergangenen Jahr verzeichneten die insgesamt 19 Schweizer Casinos einen Rückgang des Bruttospielertrages (BSE) um 2,7% auf 992 Mio. CHF. Die 17 im Casino Verband zusammengeschlossenen Firmen verloren beim BSE 3,5% auf 878 Mio. CHF. Gemäss Freis Aussagen sind besonders die Monate seit Oktober eindeutig von der kriselnden Gesamtwirtschaftslage gekennzeichnet. In den ersten drei Monaten 2009 ging der BSE um gut 10% zurück. Mit einem derartigen Rückgang rechnet Frei auch für das ganze Jahr 2009. Für 2010 könne dann mit einer Stabilisierung der Lage gerechnet werden, 2011 wieder mit Zuwächsen. Doch auch wenn die Finanzkrise allgegenwärtig ist, die wirklichen Stimmungstöter der Casinobranche sind anderer Art. Allen voran kommt die Umsetzung des Raucherschutzes auf die Casinos zu, nachdem die entsprechenden Gesetzesgrundlagen auf Bundesebene geschaffen wurden und nun von den Kantonen fortschreitend in rechtskräftige Vorschriften umgesetzt werden.
Raucherexitus kostet viel
Belastend wirkt sich dabei aus, dass in den Casinos besonders viele Raucher spielen. Denn während in der Gesamtbevölkerung der Raucheranteil bei 29% liegt, beträgt er bei den Casinogästen 50%. Gern führt die Branche das Beispiel des Casinos St. Gallen an, in dem das per Oktober eingeführte Rauchverbot die Umsätze in den drei Monaten bis Ende 2008 gar um 26% fallen liess. Allerdings liegt das raucherfreundliche Casino Bregenz für die St. Galler nicht weit weg, sodass hier eine zusätzliche Verzerrung der Zahlen durch Casinotourismus vorliegt. Weil die kantonalen Regelungen unterschiedlich ausfallen, wird auch unter Schweizer Casinos mit Verschiebebewegungen von Gästen gerechnet. Auf die Raucherthematik wird in den Casinos mit mehr oder weniger ausgeprägten baulichen Massnahmen reagiert. Die Planungsspannweite reicht von der Separation von Rauchern und Nichtrauchern bis zu baulich völlig getrennten Räumlichkeiten. Auch in Frankreich und Deutschland hat das Rauchverbot zu deutlich geringeren Spieleinnahmen in Casinos geführt. In Bayern wird den Angaben zufolge sogar erwogen, das Rauchverbot in Casinos wieder aufzuheben.
Zwischen Skylla und Charybdis?
Doch der Schuh drückt die Casinos nicht nur beim Rauchen. Gleich zwei starke Konkurrenten erwachsen aus den anhaltend laufenden Pokerturnieren ausserhalb von Casinos und dem Entscheid des Bundesrats, Internetcasinos nicht länger zu verbieten. In Sachen Pokerturniere hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass das Pokerspiel nicht als regelungspflichtiges Glücksspiel, sondern wie bisher als frei ausübbares Geschicklichkeitsspiel zu qualifizieren ist. Bei den Internetcasinos ist gemäss Angaben geplant, die derzeit existenten zahlreichen Angebote ausländischer Firmen für Schweizer Internetnutzer gänzlich zu sperren, mithin eine «chinesische Internetmauer rund um die Schweiz» zu errichten. Auf der freien Weide möchte dann der Verband seine eigenen Schäfchen ins Trockene bringen und fordert, dass Internetkonzessionen nur an die bestehenden Schweizer Casinos vergeben werden. Sollten solche Konzessionen an ausländische Betreiber gehen, verhindere das eine griffige Regulierung. Auf der anderen Seite möchte man aber ausländischen Spielern Zugang zu schweizerischen Online- Casinos verschaffen, da der Heimmarkt zu klein sei.
Bund macht hohle Hand
Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen erscheint der dritte Wermutstropfen im Bunde, die Erhöhung der Spielbankenabgabe für A-Casinos, als fast schon vernachlässigbar. Das Geld aus dieser Abgabe geht vollumfänglich an die AHV, während die Spielbankenabgabe von B-Casinos zu 60% an die AHV und zu 40% an den Standortkanton geht. 2008 zahlten die 19 Spielbanken 517 Mio. CHF Spielbankenabgabe. Die vorgesehene Steuererhöhung belastet die A-Casinos mit weiteren rund 22 Mio. CHF jährlich. Der Casino Verband bezeichnet das Ansinnen, welches noch in guten Jahren auf den Weg gebracht wurde, mittlerweile als «schlichtweg unhaltbar».
Alexander Saheb, «Swiss Equity»
Quelle: isa-casino.de3
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